Rostschutz: Anleitung für Blöde

  • Hallo,
    eine Bekannte in Kenia hatte mich letztens darauf angesprochen, dass mein Auto da unten trotz seiner 20 Jahre noch keine (na ja, für ihr Auge) Rostschäden hat. Als Safaricampbesitzerin hat sie alte Landrover und Landcruiser und wollte das nun auch mal machen lassen, wenn mal ein paar Tage die Fahrzeuge nicht gebraucht werden. Die Fahrzeuge sind für sie schließlich die ganze Existenz.


    Ich habe Ihr da eine Anleitung geschrieben (zunächst in Deutsch), da das Thema Rostschutz in Kenia nicht existent ist und wirklich keiner was davon kennt. Ich würde Euch bitten, mal eben auf grobe Fehler/verständlichkeit durchzuschaun:


    http://www.afripix.de/Kram/RostInAfrika.txt


    gruß
    Frank

  • Hallo Frank,


    schön, dass Du häufiger mal wieder reinschaust. Habe in Deinen Text ein paar farbige Ergänzungen eingefügt. Einige wenige Tippfehler habe ich zwar entdeckt, aber dringelassen, weil ich Deinen Beitrag so verstanden habe, dass der Text sowieso noch übersetzt werden muss.


    MfG, Hanseat
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    Rostschutz in Afrika
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    - Auto GRÜNDLICHST mit Hochdruckreiniger vor allem von unten reinigen,
    es dürfen keine Schmutznester mehr vorhanden sein. Auch den Rahmen von innen reinigen.
    Für den Rahmen einen Schlauch von vorne und hinten in diesen einführen, auch in die Querträger und gut Wasser mit
    hohem Druck durchleiten. Ideal ist hier ein Rohreinigungsschlauch von Kärcher, den man vereinzelt in NBO
    findet.


    - gut trocknen lassen
    (Gibt es noch die Möglichkeit, einen sauberen Lappen zwecks Trocknung und Säuberung durchzuziehen?)


    - Losen Unterbodenschutz (Meistens Teer, Bitumen, Kautschuck) vom Unterboden abspachteln.
    Nun sollte der bereits vorhandene Rost überall gut sichtbar sein. Mit einer Drahbürste oder besser mit einer entsprechenden Schleifmaschine Rost entfernen. Wie jetzt - keine Negerkekse in Afrika? Ideal wäre Sandstrahlen (Sand-Blasting), aber wo es sowas gibt?


    Sind Löcher im Body oder schlimmer noch im Rahmen, so sind die rostigen Teile großzügig auszuschneiden und
    neue Bleche zuschneiden und einschweißen. Die Bleche nach dem Schweißen mit RED OXIDE 2x einpinseln.
    Hammerite ist weniger geeignet, da es extrem hart wird und durch Autovibration reißt.
    (Mit RED OXIDE werden die Leute vor Ort wohl wissen, was gemeint ist. Zinkfarbe könnte eine Alternative sein, die ist ja auch recht weit verbreitet, vielleicht gibt es die auch in Kenia.)
    Danach von beiden Seiten wie unten beschrieben einsprühen.
    Achtung: Rostlöcher auch aus dem Rahmen schneiden. NIEMALS Rost mit einem Blech einfach zuschweißen
    (was sehr gerne in KE gemacht wird).
    Wird der Rahmen geschweißt, ist darauf zu achten, daß ein Blech eingeschweißt wird, was mindestens die
    Dicke des Rahmens hat (also ca.3 mm). Niemals senkrechte Schweißnähte machen, sondern Rostloch, Rahmenbruch etc. in Form einer Raute ausschneiden, den Blech-Flicken in gleicher Form schneiden und AUF STOSS einschweißen (das kann nicht jeder). Kein Schweißprimer verfügbar? Falls doch, sollte die Rückseite vor dem Einschweißen damit behandelt werden. Senkrechte Schweißnähte brechen nach kurzer Zeit wieder auf !!!


    - Wurde Red Oxide verstrichen, gut trocknen lassen


    - Idealerweise haben wir FLUID FILM (-A, -ASR oder -NAS) von der Firma HODT.
    Dieses ist jedoch in KE kaum erhältlich. Fluidfilm besteht allerdings zu 90% aus Wollfett,
    was es auch in KE geben dürfte.
    Wollfett ist ein stark riechendes Öl, welches die Eigenschaft hat, Rost extrem gut zu durchdringen
    und vorhandenen Unterbodenschutz zu regenerieren (wenn welcher da ist). Unterbodenschutz, der schon
    nichtmehr odentlich um Boden klebt und somit entfernt werden muß, fällt oft schon alleine runter.


    - Ist weder Wollfett noch Fluidfilm erhältlich, kann auch Leinölfirnis (boiled linseed oil) oder
    Leinöl (trocknet länger) verwendet werden. Dieses Öl sollte jeder Tischler kennen. Es ist nicht gut
    geeignet für die Hohlraumversiegelung, sollte nur am Unterboden oder in Rostnestern eingesetzt werden.
    Leiöl muss noch nach dessen Trocknung mit flexiblerem Wachs/Fett nachbehandelt werden.
    Ergänzender Tipp: Bei Leinölfirnis kann man Graphitpulver untermischen ("Diamantfarbe"). Durch den Festkörpergehalt des Anstrichs erhöht sich die Barrierewirkung gegen Rost. Der grauschwarze Anstrich sieht auch sauber aus, und man erkennt ausblühenden Rost leichter. Graphit ist unempfindlich gegen Hitze und Chemikalien.


    - Ebenfalls brauchbar: kriechfähiges Kettenfett (was zur Verarbeitung erwärmt werden muß) oder technische Vaseline
    (Petroleum Jelly). Wenn Bienenwachs gefunden werden kann: 10-15% Bienenwachs zur Vaseline mischen, das Zeug
    erhitzen und verarbeiten (klingt seltsam, ist aber extrem wirksam)
    Auch wenn manche anderes behaupten und ich es selbst noch nicht probiert habe: Kerzenwachs könnte ebenfalls geeignet sein. Es ist chemisch der techn. Vaseline sogar ähnlicher als Bienenwachs. Es gibt User, die Kerzenwachs (etwa aus Teelichtern) zum Beimischen mit Erfolg verwendet haben.


    - Egal, welches Öl/Fett wir nun haben: Bremsscheiben abdecken, Sitze im Innenraum abdecken.
    Heißes Fett oder Öl in eine Spritzpistole geben und am Unterboden sparsam verspritzen.
    Im den Hohlräumen des Body, im Rahmen, in den Türen, im Schweller, von innen in den Radkästen (aus dem Fahrzeuginnenraum aus
    Richtung Radkästen sprühen) das Öl-Fett großzügig auftragen.


    - Nach der Behandlung sollte das ganze Auto aus allen Löchern triefen. Für einen großen Geländewagen sind
    min. 8 Liter fällig.


    Wenn nun Leinöl für den Unterboden verwendet wurde, was extrem gut gegen vorhandenen Rost ist, aber was mit der Zeit aushärtet
    und daher wieder aufreißen kann, müssen wir 2-3 Tage warten, bis das Leinöl getrocktet ist.
    Bei Leinöl-Nutzern habe ich gelesen, dass Nutzer es wegen der langen Trocknungszeit schätzen, in der es weiter kriecht. Zwei bis drei Tagen gelten eher fuer Leinoelfirnis.


    Wurde Leinöl in versteckte Rostlöcher gesprüht, sollte es unbedingt mit warmem Kettenfett (oder ähnlichem)
    übersprüht werden.


    An diesem Punkt haben wir nun alles gemacht, um vorhandenen Rost so gut es geht unschädlich zu machen.
    Diese Behandlung sollte man, abhängig von den Mitteln, die uns bisher zur Verfügung standen, etwas haltbarer
    machen. Sonst muss die Sauerei jedes Jahr einmal gemacht werden.


    Den Unterboden hatten wir bisher nur gereinigt und mit ein wenig Öl/Fett bedacht. Sinn der Aktion war es, daß
    das Zeug in evtl. vorhandenen Unterbodenschutz einzieht, in Risse und SPalten eindringt und in dort vorhandenen Rost
    eindringt. Da gerade der Unterboden mit viel Wasser, Matsch, Steinen in Kontakt kommt, sollten wir nun den Unterboden
    noch besser konservieren. In Kenia wird an dieser Stelle gerne Bitumen genommen, das ist schön schwarz und man sieht
    keinen Rost mehr. FEHLER!
    Von der Firma WÜRTH in NBO gibt es Unterbodenschutzwachs, allerdings zu einem heftigen Preis, und immer haben es
    Jungs auch nicht da. Auch die Firma HENKEL hatte mir letztens auf Nachfrage geschrieben, dass es ab Nov 2008 in Nairobi erhältlich sei.
    (Henkel sitzt irgendwo in der Indutrial Area, Würth im Alpha Center an der Mombasa Road)
    Sind keine fertig-Wachse zu finden, müssen wir wieder selber mischen.
    Wieder als Grundlage: technische Vaseline (das gibts wirklich überall) und Wachs (wenn irgendwie möglich: Bienenwachs).
    Das mischen wir nun im verhältnis 1:4. Es wird erheblich fester als die Mischung, die ich eben erwähnte.
    Auch diesen Mix nun wieder erhitzen und mit einer Spritzpistole ab unters Auto damit, nicht vergessen, auch unter Kunststoffblenden,
    Plastik-Innenkotflüget etc. zu spritzen. Überschüssige Reste des vorher aufgetragenen, dünneren Mittels könnten die Haftung beeinträchtigen. Was nicht eingezogen ist, sollte also abgewischt werden, bevor die "härtere" Mischung aufgetragen wird. Zum Auftragen am Unterboden eignet sich auch ein Pinsel.


    Diese Sache sollte nun ca. 3 Jahre halten, aber gerade bei heftigen Steinkontakt, sollte man alle paar Monate mal
    von unten den Wagen checken.


    Achtung bei Autowäschen: da der Kenianer an sich ölige und fettige Sachen am Auto hasst, wird bei jeder Autowäsche Entfetter benutzt.
    Als ich das erste Mal einen gründlichen Rostschutz gemacht hatte und das Auto nach einer Tour zur Wäsche brachte, sagte der Angestellte
    danach: also so viel Fett und Wachs hat er ja noch nie gesehen, aber sie hätten alle ganz toll geschuftet (what a hell of work)
    und nun sei nichts mehr davon am Auto und alles wäre sauber. Sogar in den Türen hätten sie mit Entfetter....



    Was als Rostschutz nicht geeignet ist:
    1. WD40
    2. Bitumen und Teer-Spray
    3. Normale Farbe (wird sehr gerne benutzt)

  • Hallo Hanseat, danke fürs Durchschauen, werde einige Deiner Ergänzungen mit einbauen, vor allem, daß das Dickflüssige nicht auf zu viel Dünnflüssiges gesprüht wird.
    Werde dann den Verweis auf Leinöl komplett rausnehmen, da die Fahrzeuge niemals länger als max. 3 Tage stehen können. Da klebt dann der Staub der Straße am Öl...
    Tja, ein Negerkeks in Kenia, wie mag der heißen? Negro-Cookie? Habe da unten bisher nur die Stahlbürsten für Bohrmaschinen gesehen.


    Einen Lappen kann man nicht durch einen Geländewagenrahmen ziehen, das Ding ist zu zerklüftet (jedenfalls bei meinem), ein Hochdruckreiniger mit diesem Rohreinigungsschlauch ist optimal- habe mir letztens einen mit runter genommen, eine Klobürste habe ich mal versucht.....
    Hochdruckreiniger hat fast jede Tankstelle (weil eben saubere Autos verdammt wichtig dort sind), das mit der Reinigung von unten wird aber ein Problem sein. Wenn ich das machen lasse, hassen mich die Jungs jedesmal danach, weil ich alles kontrolliere (obwohl es immer ein Trinkgeld in Höhe eines Tagesgehaltes gibt) und sie immer weiter machen lasse, bis es wirklich OK ist. Vor allem, wenn der Wagen dann mal wieder für 7 Monate steht (meistens nicht in einer Garage), bin ich da echt pingelig.
    Red Oxide ist eine in Ost-Afrika bekannte Rostschutzfarbe (neben Hammerite auch die einzige gut erhältliche), lange nicht so gut wie Branth, scheint aber nicht so schnell abzublättern wie Hammerite. Habe mir damit letztens die Einstiegstritte streichen lassen. Hält bisher gut.
    Schweißprimer ist mir in Kenia nie begegnet. Es wird ihn wohl geben, aber nicht in der einfachen ATU-Ähnlichen "Motor-Boutique".
    Man muss immer bedenken, die Campbesitzerin kann die Sache natürlich nicht selbst machen (http://www.aruba-safaris.com), sie wird damit einen ihrer Angestellten beauftragen, vielleicht die verschiedenen Mittel je nach Verfügbarkeit besorgen/bestellen. Da dieser Angestellte natürlich niemals was von Rostschutz gehört hat, die Sache an sich für völlig überflüssig, unsinnig und ekelig hält, wird er über die Anweisungen in diesem Text nicht nachdenken und er wird versuchen, die Arbeit und den Aufwand auf ein Minimum zu reduzieren. Alles, was etwas zu kompliziert ist (und sei es, den Unterboden wirklich SAUBER zu machen) wird nicht oder falsch gemacht.
    Eigentlich ist schon die Sache mit dem "Vaseline und Wachs in einem bestimmten Verhältnis mischen" viel zu kompliziert. Vielleicht mache ich 2 Kapitel aus dem Text, einmal für Anfänger, einmal für Fortgeschrittene.


    Mit fehlt immer noch eine Idee für einen Unterbodenschutz, der nur aus einer Komponente besteht, die man alternativ einsetzen kann.
    Bitumen kann ich da guten Gewissens nicht empfehlen, einfach schon aus dem Grund, daß die Jungs da unten das Zeug einfach über Rost und über Dreck drüber sprühen werden, man sieht es ja nicht (sofort)



    Gruß
    Frank

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