Erhitztes Eisen rostet schneller?

  • Hallo,
    auf einer Afrikatour vor 2 Jahren habe ich mir in Sambia den Unterfahrschutz ziemlich demoliert.
    Es besteht aus dicken Stahlrohen, die ab Nissan Werk leider schwarz kunststoffummantelt sind.


    Auf einem Campingplatz im Lower-Sambesi Nationalpark habe ich das Teil abgeschraubt, in ein großes Lagerfeuer geworfen, dann in heißem Zustand zurecht gebogen, vom Campbesitzer schweißen lassen, komplett mit POR15 gestrichen (was man nicht so alles im Auto spazieren fährt) und wieder eingebaut.
    Vor ein paar Wochen musste ich wegen eines anderen Schadens wieder alles zerlegen und siehe da, die Stellen, die rot glühend waren, sind schon wieder verrostet. Die Stellen, die nicht so stark erhitzt waren, sind noch gut von POR15 ohne Rostblasen bedeckt.


    Hat da jmd. einen Grund für mich?
    OK, mehr Hitze, mehr Oxidation. Aber vor dem Einpinseln sah der erhitze Bereich 100% identisch aus.


    [Blockierte Grafik: http://www.afripix.de/Kram/OfrroadSchmiede.jpg]

  • Grüße an alle Forumsmitglieder! Bin neu hier, lese zwar schon eine Weile mit, heiße Blaz (gebürtiger Slowene) und komme aus Linz, Österreich. Das Thema Rostschutz ist bei mir immer wieder durch Haushaltsprojekte aktuell. Erfahrungen?! Naja... die kommen noch!


    Ich habe aber gerade zum Thema "erhitztes Eisen rostet schneller?" was zu sagen... Es gab in der Vergangenheit ein Prozess um die Stahlplatten der Kapitalschiffe oberflächlich zu härten. Die Stahlplatten wurden auf 1200 Grad erhitzt und dann wurde Kohle drüber geschüttet (für circa 2-3 Wochen). Dadurch hat man die Oberfläche hochgekohlt, bzw. zementiert. Der Prozess (bekannt als Harvey-Prozess) wird heute noch angewendet, jedoch in einer effektiveren Form. Das Problem damals waren die irrsinnig langen Behandlungszeiten und massive Energieverschwendung (3 Wochen lang auf 1200 Grad heizen!). Ach ja, das wichtigste: durch dieses Verfahren damals hat man die Oberflächenhärte zwar ausgebessert, die Korrosionsresistenz ist aber massiv gesunken. Heute wird durch das Plasma-Härteverfahren die Korrosionsresistenz nicht mehr gesenkt.


    stobi_de:
    Gerade das ist bei dir passiert - du hast den Stahl durch Kontakt mit Kohle unabsichtlich zementiert; dabei war der Prozess ziemlich rudimentär und als Folge hattest dann Probleme mit Rost.


    MfG,


    dugi117


  • Hallo,
    bist Du sicher, daß beim Aufkohlen (Erhöhung des oberflächlichen Kohlenstoffgehaltes) es zur Zementation kommt?
    Also ich verstehe unter Zementation die Ausfällung von Metallpartikeln.


    Siehe auch:
    http://www.spektrum.de/lexikon/chemie/zementation/10081


    Stobi hat sicher durch seine Behandlung aufgekohlt. Dabei entsteht auch Eisencarbid (ziemlich hart). Und an solchen Eisenkarbidpunkten kommt es bevorzugt zur Eisenauflösung sprich Korrosion.


    Gruß

  • Hallo Medwed,


    das Aufkohlen der Oberfläche hat Krupp als "zementieren" benannt, später mit der Weiterentwicklung des Harvey-Prozesses. Das neue Produkt hieß dann KC-Panzerstahl (KCA = Krupp Cemented Armor).


    Die Definition der Zementierung in dem Link ist ehe richtig, nur ist die ziemlich pauschal zusammengefasst. Es werden in der Metallurgie zwei Prozeduren mit Zementieren bezeichnet (bzw. Zementationsprozess für das eine und Zementierung für das zweite - gerade durch die Wand von den Metallurgen gekommen! :thumbup: )


    MfG,


    dugi117

  • Die andere Möglichkeit wäre das durch das erhitzen die Walzhaut auf dem Stahl hochgekommen ist und dann POR15 aufgetragen wurde ohne die Rohre gründlich zu schleifen. Vermutlich ist das ja geschweisstes Rohr, also Blech das zum Rohr gebogen und dann längs geschweisst wurde. Aber auch gezogenes Rohr hat eine leichte Walzhaut.


    Ach, Walzhaut ist bekannt? Das ist die Oberfläche des Bleches quasi, die ist vom Walzen stärker verdichtet ist als der restliche Stahl innendrin. Beim erhitzen / schweissen löst sich diese dünne Schicht ab und wird blättrig usw.
    Nicht zu verwechseln mit Zunder auf Rohstahl, welcher sich aber ziemlich genauso verhält beim schweissen.
    Zu sehen ist das jeweils auf der Rückseite des Materials. Also von einer Seite wird geschweisst, dann ist gegenüber auf der anderen Seite des Materials dieser Effekt zu sehen. Beim gleichmässigen erhitzen, z.B. mit der Flamme sieht man es auf beiden Seiten.


    Walzhaut sieht grau und matt aus, wirft teilweise auch Blasen oder blättert ab. Darunter ist dann der Stahl mit seiner manchmal etwas rauh aussehenden Oberfläche. Die ist dann noch sehr empfindlich und diese Stellen rosten quasi sofort. Erst durch das schleifen kann man das erstmal ein wenig unterdrücken so das es nicht sofort rostet. Dann kann kam direkt nach dem schleifen auch Rostschutz draufmachen.


    Aber POR15 ist da halt auch nicht so toll was die Haftung angeht wenn man da vorher nicht auch noch ganz penibel entfettet usw. Ich nehm an das die Oberfläche da mitten in der Wallachei nicht richtig gereinigt wurde und das Rohr da auch mit dreckigen Handschuhen oder verschwitzten Händen angefasst wurde.


    Fahr lieber eine Dose EP im Auto spazieren, für unterwegs im Notfall reicht das auch mal ohne Härter würd ich denken. Ist zwar nicht schön, aber wenn du es später nochmal vernünftig machen willst kannste es ja abschleifen oder mit genügend Verdünnung runterwaschen. Bei POR15 ist das schon anders, es hält zwar nicht für 5 Pfennig da wo es soll, aber da wo man es wegmachen will ist es eine Riesenaktion weil sich das beim schleifen total verschmiert und verteilt und gegen Verdünnung trotzdem noch resistent ist.

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