Vorgehen Rostschaden am VW Bus T4

  • Hallo Korrosionsexperten,


    ich haben einen Bj.'96er VW Bus T4 der mich leider schon mit den ersten Roststellen betrübt.


    Der Leiterrahmen ist an einigen Stellen mit dem gewellten Bodenblech verbunden. Dazwischen ist ein Hohlraum, in dem sich prima Feuchtigkeit sammelt und dann gammelt es dort los. Die Sache wird als erstes im Inneren des Fahrezeugs sichtbar, da die Materialstärke des Trägers um ein vielfaches stärker als das Bodenblech ist (Bilder siehe Anhang).


    Mein Plan: Mit einer Schwingsäge oder Flex das durchgerostete Bodenblech entfernen und den Träger freilegen (gestrichelte Linie). Hoffen dass dieser noch brauchbar ist, mit Schleifflies und Drahtbürste alles möglichst gut entrosten und dann


    a) Fertan drüber, abwaschen und mit Brantho Korrux 3in1 überstreichen, anschließend Blech drüber punkten (lassen) oder mit einem Blech zukleben.


    oder


    b) den Raum einfach mit FluidFilm AS-R fluten, ablüften lassen, anschließend Mike Sanders Fett reinlaufen lassen und wieder mit Blech verschließen.


    Was haltet ihr davon? Fertan oder nur FluidFilm? Werd wenn es offen ist ein paar Bilder knipsen.


    Grüße
    Jörg

  • Hallo Jörg,


    der wichtigste Schritt ist eigentlich der, den Du anfangs nennst, also das Raustrennen der Roststelle und das gründliche Abschleifen des Rostes am Rahmen.


    Bei beiden von Dir genannten folgenden Varianten werden erst die Mittel aufgetragen, und dann wird das Bodenblech drübergesetzt. Von Bedeutung ist, ob Schweißarbeiten stattfinden müssen. Weiß nicht genau, ob der TÜV da eine Punktschweißnaht sehen will, aber gehen wir mal davon aus. Falls das Blech eingeschweißt wird, flammst Du Dir stellenweise die vorherige Arbeit wieder ab oder setzt ggf. bei Methode B das Fett in Brand.


    Es auch noch nicht so ganz klar, wie die Problemstelle konstruiert ist: Ist das Bodenblech da auf den Rahmen geschweißt? Denn Du schreibst, beide Elemente seien dort miteinander verbunden. Ist dieser Hohlraum von unten her erreichbar, wenn das neue Blech drin ist?


    Was hältst Du denn hiervon: Nach dem Raustrennen und Entrosten die Stelle am Rahmen und das neue Blech mit Schweißprimer versehen. Den hier habe ich selbst vor drei Jahren benutzt, wohl nichts Besonderes, hat sich bisher aber bewährt und ist vielerorts zu bekommen. Im Korrosionsschutz-Depot gibt es einen schweißbaren Primer von Spies-Hecker, der sich auch als Priomat 3255 ergoogeln lässt und sehr gut sein soll.


    Dann Blech einschweißen, Schweißnaht säubern, erneut Primer auf die Naht und schließlich mit Dichtmasse versiegeln. Blech lackieren mit Brantho-Korrux o.ä. Dann vom Unterboden her in den problematischen Zwischenraum Mike Sanders Fett drücken und mit der Heißluftpistole nachhelfen. Wenn da Feuchtigkeit rankommt, dann müsste man auch von unten zum Schluss das Fett dort hinbekommen, oder ist das konstruktionstechnisch nicht möglich? Evtl. geht FF ASR mit Hohlraumsonde? Oder an der fraglichen Stelle vor dem Schweißen ein Loch ins Blech bohren, durch das man zum Schluss flüssiges Mike Sanders oder Fluid Film von oben reinlaufen lässt, hinterher mit Stopfen verschließen.


    MfG, Hanseat

  • Moin Jörg,


    ist ja wirklich eine verdammt blöde Stelle, die da rostet.
    Wenn ich Dich richtig verstanden habe, ist unter den rostigen Stellen ein Hohlraum, so eine Art halbrundes dickes angeschweißtes Blech, in welchem dann warscheinlich eine lange Schraube sitzt, an dem der Rahmen befestigt ist.
    Wenn nun der untere Teil wo die Schraube sitzt, der also die ganze Sache trägt, noch in rel. gutem Zustand ist, hast Du Glück, dann muß ja nur das Bodenblech im Laderaum repariert werden.
    Zum Entrosten würde ich aber kein Fertan nehmen. Viele haben positive Erfahrungen mit dem Zeug, viele aber auch negative. Ob Fertan perfekt wirkt, scheint von recht vielen unvorhersehbaren Faktoren abzuhängen (Stand der Sonne ???). Ich würde da eher so gut wie geht mechanisch und, wenn nicht anders möglich, auch chemisch entrosten und dann, da diese Stelle mechanisch völlig unbelastet ist, Schuppenpanzerfarbe der Firma Kreidezeit einbringen, die einzige mir bekannte Farbe, die nicht unterrostet wird. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dieser uralten Farbe (aber nur unter bestimmten Bedingungen).


    Wenn Du die Roststellen dann zugeschweißt hast (an dieser Stelle dürfte sogar kleben gehen), ein kleines Loch bohren, um dann den Hohlraum nochmals zu versiegeln, aber das schrieb Hanseat ja schon.


    - Nur so nebenbei: ich habe vor kurzem in einer Opel-Werkstatt gesehen, wie die eine Kunststoffplatte auf einer Ladefläche zur Reparatur eines Loches mit einem Heißluftfön in die gewünschte Form gebracht haben und dann einfach mit Sikaflex festgeklebt haben. Mangels Ahnung vom Schweißen will ich das nicht bewerten, ob gut oder schlecht.


    Gruß
    Frank

  • Hallo ihr beiden,


    erstmal danke für Eure Tips, fühl mich hier gut betreut :)


    Ich hab mich mal an Hanseats ersten Satz gehalten und heute so gut es ging mechanisch entrostet.
    Bild 1 zeigt die Stelle nach dem Öffen des Bleches 8-o
    Bild 2 nach dem säubern. Was meint ihr, reicht das so oder nochmal die Schleifscheibe ran?? Das Blech hat gut 3-4mm Stärke, ist noch nicht durch.


    Zur Stelle an sich: Ich hab ein PDF mit einer Explosionszeichnung des hinteren Rahmens angehängt. Die Nummer 3 im Bild ist der Querträger. Auf diesem sitzt ein Schließblech, Nummer 21. Darüber sitzt der wellige Laderaumboden. Laderaumboden und Schließblech sind an verschiedenen Stellen verpunktet. Das Schließblech habe ich gerade freigelegt.


    Ich hab mir das heute auch mal von unten angeschaut. Zwischen Schließblech und Wellboden zu kommen ist nicht so einfach, müsste aber mit einer schlanken Sonde möglich sein - hätte ich das mal nur vor 4 Jahren gemacht...


    Zum Blech einschweißen: Ich habe jetzt bei mehreren anderen VW T4-Bussen gesehen, dass die Leute da nur ein Blech eingeklebt haben und nicht mehr verschweißt. Würde aus Sicht der Konservierung sicherlich von Vorteil sein, oder?


    Die Idee ein Loch oben rein zu machen und dann Mike Sanders hineinzufüllen gefällt mir, das kann ich dann entweder offen lassen oder mit einem Klecks Karosseriedichtmasse verschließen.


    Wichtigste Frage: Was mach ich jetzt auf die blanke Stelle? Schuppenpanzerfarbe hab ich auch schon viel gutes drüber gelesen, die hab ich aber gerade nicht da :-\


    Zur Auswahl steht:


    - Brantho Korrux 3in1, schwarz
    - Fertan
    - FluidFilm AS-R
    - Mike Sanders Fett
    - Owatrol Öl
    - Nigrin Zinkstaubfarbe ist sowas wie das Zinkspray aus Hanseats Link
    - VW Grauweiß aus der Dose


    Eine EP-Grundierung könnte ich sicher noch im Lackladen am Ort besorgen.


    Grüße und danke schonmal!
    Jörg

  • Hallo Jörg,


    sah ja übel aus. Fotos und Schema-Zeichnungen helfen wirklich weiter, ohne sowas ist es immer sehr schwer, Tipps zu geben.


    Erstmal die unangenehme Frage, ob der Rost wirklich an der freigelegten Stelle aufhört oder vielleicht unter dem übrigen Blech weitergeht?


    Dann sieht das gesäuberte Blech noch nicht so richtig blank aus (ja, das klingt jetzt gemein). Aber vielleicht täuscht die Optik. Was nimmst Du zum Abschleifen? Fürs Grobe ist eine Draht-Topfbürste für die Flex gut, eine CSD-Scheibe (Negerkeks) mit der Bohrmaschine empfiehlt sich für den Rest. Ist aber nur ein Tipp, gibt auch andere taugliche Mittel.


    Zur Frage, wie es dann weitergeht: Stelle wirklich sicher, dass nicht geschweißt werden muss. Falls Schweißarbeiten unumgänglich sind, bleibe ich bei meinem Tipp mit dem Schweißprimer.


    Falls es ohne geht, also mit kleben oder nieten, dann kannst Du die Sache recht entspannt sehen. Die Frage, welche Farbe Du dann aufbringst, ist nicht so entscheidend, weil Du ohne Brandgefahr reichlich Mike Sanders Fett draufklatschen kannst. Könntest sogar nur Mike Sanders Fett nehmen, Wellblech drüber, und gut. Würde trotzdem nicht auf Rostschutzfarbe verzichten, macht ja kaum mehr Arbeit und bietet zusätzliche Sicherheit.


    Nach dem Ausschlussverfahren: Pures Owatrol eignet sich für Flächen mit Restrost oder für Falze. Aber Du kannst die Stelle ja blankschleifen, brauchst also kein Owatrol. Auf Fertan würde ich aus den gleichen Gründen, die Frank genannt hat, verzichten.


    Ob Du nun Brantho-Korrux, Zinkstaubfarbe oder VW-Grundierung nimmst, bleibt Dir überlassen. Habe Brantho-Korrux selbst noch nicht benutzt, aber es hat einen guten Ruf und soll sehr belastbar sein. Wenn Du das ohnehin da hast, rauf damit. Wenn die Farbe trocken ist, eine satte Schicht Mike Sanders Fett auftragen. Bei aller Kriechfähigkeit ist es zäh genug, um sich nicht allmählich zu verdünnisieren, was bei FF AS-R eher zu befürchten wäre.


    Aber falls Du AS-R da hast: Man sieht diese Löcher auf dem Foto, die nach der Explosionszeichnung womöglich in den Träger 3 führen, da würde ich nach dem Farbauftrag AS-R mit der Hohlraumsonde reinjagen.


    Also, nach dem Auftrag der Farbe und von Mike Sanders Fett braucht Du eigentlich nur noch das Wellblech draufnieten/kleben. Die Friemelei mit dem Loch bohren ist nicht mehr nötig, sie wäre von Vorteil gewesen, um Fett bzw. AS-R erst nach Schweißarbeiten unters Wellblech zu bekommen, hätte aber den Nachteil gehabt, dass man das Resultat nur ahnen kann.


    Öhm, wieviel Stellen von der Sorte bietet Dir Dein Bus eigentlich?


    MfG, Hanseat

  • Guten Morgen zusammen!


    Zitat von hanseat


    Erstmal die unangenehme Frage, ob der Rost wirklich an der freigelegten Stelle aufhört oder vielleicht unter dem übrigen Blech weitergeht?


    Die Frage ist berechtigt, an den Rändern hab ich noch Wachs gefunden, das Blech darunter sieht aus wie neu - daher hab ich den Ausschnitt nicht noch größer gemacht. Von unten sieht man auch nur eine Stelle, die leicht rostig ist - dort wo es oben geblüht hat. Ich hoffe dass der Rest des Schließbleches noch i.O. ist.


    Zitat von hanseat


    Dann sieht das gesäuberte Blech noch nicht so richtig blank aus (ja, das klingt jetzt gemein). Aber vielleicht täuscht die Optik. Was nimmst Du zum Abschleifen? Fürs Grobe ist eine Draht-Topfbürste für die Flex gut, eine CSD-Scheibe (Negerkeks) mit der Bohrmaschine empfiehlt sich für den Rest. Ist aber nur ein Tipp, gibt auch andere taugliche Mittel.


    Ja, klingt gemein ;) Hatte befürchte sowas zu lesen. Ich habe erst die groben Schuppen mit Schraubendreher und Drahtbürste entfernt, dann Schruppscheibe auf die Flex, zum Schluss noch CSD-Scheibe. Aber dann muss ich wohl nochmal ran :rolleyes:


    Zitat von hanseat


    Aber falls Du AS-R da hast: Man sieht diese Löcher auf dem Foto, die nach der Explosionszeichnung womöglich in den Träger 3 führen, da würde ich nach dem Farbauftrag AS-R mit der Hohlraumsonde reinjagen.


    Mach ich auf jeden Fall!


    Zitat von hanseat


    Also, nach dem Auftrag der Farbe und von Mike Sanders Fett braucht Du eigentlich nur noch das Wellblech draufnieten/kleben. Die Friemelei mit dem Loch bohren ist nicht mehr nötig, sie wäre von Vorteil gewesen, um Fett bzw. AS-R erst nach Schweißarbeiten unters Wellblech zu bekommen, hätte aber den Nachteil gehabt, dass man das Resultat nur ahnen kann.


    Öhm, wieviel Stellen von der Sorte bietet Dir Dein Bus eigentlich?


    Ja gut äh, Schweller außen sieht nicht so schön aus, aber sowas fieses wie hier ist hoffentlich einmalig :) 50cm weiter rechts ist die gleiche Stelle (s. Anhang), allerdings ist da noch kein Rost nach oben hoch gekommen. Die werde ich aber wohl anbohren und wie von Euch geschrieben mit FF und MS behandeln.


    So Kaffee her und los. Wünsch Euch nen schönen Samstag...


    Grüße
    Jörg

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