verzug nach schweißen wieder richten?

Hallo Christoph,

zu Deiner Frage nach dem gezielten Erhitzen: In der angehängten PDF-Datei namens "Schrumpfungen und Spannungen beim Schweißen und deren Beseitigung" der Firma Linde findest Du Infos zum Beseitigen von Verzug mittels Flammrichttechnik. Habe etwas Amateur-Erfahrung mit Schutzgas- und Elektrodenschweißen, stand aber zum Glück noch nicht vor solchen Problemen. Das Beseitigen von Verzug auf diese Art lernt sich vermutlich nicht im Handumdrehen. Komplizierte Materie. Nach m.E. besteht die Gefahr, dass Du die Sache noch verschlimmbesserst, falls Du wirklich mit nem "Flammenwerfer" rangehst. Mir wäre es jedenfalls zu heikel.

Fallen mir folgende Möglichkeiten ein:

- An Probeblechen üben, bis Du meinst, den Job mit der Flammrichttechnik hinreichend zu beherrschen.

- Einen Fachmann beauftragen.

- Mit dem Verzug leben.

- Falls möglich, das verzogene Blech mit genügend Abstand wieder rausflexen und noch deutlich vorsichtiger ein neues Blech einschweißen, diesmal ohne Verzug. Kostet sicher erstmal Überwindung, geht aber vielleicht am schnellsten und einfachsten, zumal Du dabei die schlechten Erfahrungen, aus denen man lernen kann, ja schon hinter Dir hast.

Im alten Forum gab es eine Anleitung von Gerald zum Schweißen auf Stoß, die ich mir mal abgespeichert hatte. Schien recht kompetent, deswegen hier nochmal:

Zitat

Geschrieben von gerald am 18. Oktober 2004 12:54:50:

Als Antwort auf: Auf Stoß schweißen - wie geht es richtig? geschrieben von Oliver am 18. Oktober 2004 10:24:35:

Hallo,
im Prinzip ganz einfach, aber langwierig, vor allem die Schleifarbeiten.

1. Blech zurechtschneiden, ganz wenig Luft bis gar keine.

2. Blech in Form bringen, wenn z. B. hohle Form,, sonst musst du nachher strecken oder stauchen in der Fläche, das ist nicht so einfach.

3. Blech mit möglichst weit auseinander liegenden Punkten anpunkten, schau dass das Blech absolut eben in der Fläche liegt, sonst hast du klarerweise Übergänge nach dem Schleifen. Weiter punkten bis der Punktabstand etwa 1-2 cm beträgt.

4. Punkte jetzt überlappend punkten, zur Hälfte bzw. zum Drittel überlappen (das ist viel ist aber notwendig), zur Kontrolle schau dir unbedingt die Rückseite an, dass der Spalt am Stoss geschlossen wird.- die Oberseite kann hier etwas täuschen, weil der Schweisspunkt viel größer ist als die Durchschweissung auf der Rückseite.
Stromstärke und Draht eher am oberen Limit einstellen für optimales Durchschweissen, wenn du brav überlappst dürfte es zu keinen Durchbrennern kommen.

5. Vorsichtig runterschleifen mit Flex, Bohrmaschine, Dremel, lass dir Zeit, natürlich auch die Rückseite schleifen.

6. Kontrolle Gegenlicht (wie gesagt lieber die Rückseite anschauen) und Nachpunkten, wiederum verschweissen.

7. Falls die Rückseite zugänglich ist sollte man jetzt mit einem Faustamboss und Hammer die Naht durchgehend dengeln, das nimmt die Spannung aus dem Blech, welche man ja nicht sieht. Bearbeiten sollte man dabei auch die Wärmeeinflusszone (links und rechts der Naht, wo das Blech blau angelaufen ist)

8. Wenn alles gut geht, brauchst du sicher k e i n Zinn /Spachtel um die Naht auszufüllen (wegen Korrosion und so). Wenn der ganze Abschnitt und die Übergänge etwas wellig ist, brauchst du aber schon Zinn/Spachtel zum Tiefenausgleich.

Die Profis ziehen die Naht mit WIG durch, aber um die Schleifarbeit kommst du auch nicht herum, wenn auch weniger als bei MAG.

Zum Schluss: Wenn das Blech von beiden Seiten zu bearbeiten ist und man gibt sich Mühe, dann sollte nach dem Schleifen die Naht fast unsichtbar sein. Es geht.
Falls die Rückseite unerreichbar oder schlecht erreichbar. - zumindest abbürsten und versiegeln mit Grundierung oder Lack oder Hohlraumschutz oder Dichtmasse.

Gerald

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MfG, Hanseat