w116 Instandsetzung

  • Hi,


    ich bin neu hier und finde das Forum echt interessant. Desshalb will ich auch gleich mal eine Frage stellen, nachdem ich mich und mein Projekt vorgestellt hab.


    Ich bin 24 und komme aus Berlin. Mein Projekt ist die Instandsetzung eines '73er Mercedes Benz W116 350 SE der 20 Jahre stand.
    Ich würde mich freuen, wenn ich mich nächste Saion schon auf die Straße wagen könnte.
    Ein bisschen noch zum Hintergrund wegen Geldmangels möchte ich den Wagen vorerst in standsetzten. Technisch soll er sicher werden und Rost technisch soll der Verfall bis zur vollständigen Restauration aufgehalten/verlangsamt werden.


    Zur aktuellen Situation:
    Von meinem Vorgänger wurden Schweisarbeiten durchgeführt die in meinen Anfänger-Augen nicht optimal durchgeführt wurden. Ich möchte diese Stellen nun nachträglich noch einmal bearbeiten.


    Ganz 70er Jahre like ist das komplette Auto mit 5mm Unterbodenschutz geschütz worden. Da Unterbodenschutz aus dieser Zeit und ohne pflege ja nur noch müsige Schutzeigenschaften hat möchte ich diesen an den stellen an denen ich arbeite entfernen und durch was hochwertigeres ersetzen.


    Mein Plan war also folgender:
    1. Unterbodenschutz entfernen
    2. Rost beseitigen
    3. Oberfläche mit Marine Clean reinigen
    4. Oberfläche mit Metall Ready "Metallisch rein machen"
    5. Mit POR15 in schwarz lackieren


    Nun ein paar Fragen, die sich mir als Anfänger stellen:
    -Ist das Grundsätzlich ein sinnvolles Vorhaben mit den oben Angegebenen Materialen?
    -Muss ich den alten Lack unterm Unterbodenschutz hierfür mechanisch entfernen (im zuge von Schritt 2)
    -Sollte ich die POR15 Schicht nach dem aushärten noch zusätzlich schützen? Wenn, ja mit was?
    -Kann ich die POR15 Grundierung (Ist POR15 eine Grundierung?) auch in Wagenfarbe lackieren? Es also auch bei Teilen wie dem Querträger hinter der Stoßstange verwenden der Rostansätze zeigt und in Wagenfarbe lackiert ist?


    Vielen Dank schon mal
    Gruß
    Haui


    ---
    '73er MB 350 SE

  • Hallo Haui,


    auch ich bin POR15 Benutzer, aber vom Holger hier, unserem Lackier-Fachmann, musste ich lernen, daß eine 2K-Epoxi-Grundierung (die es erstaunlicherweise auch in Sprühdosen gibt) mindestens so haltbar und weniger anfällig für Umwelteinflüsse (Lösungsmittel etc.) ist. Wenn Du von Geldmangel sprichst, ist POR15 natürlich die teuerste Variante. Schau Dir dazu mal Brantho Korrux an. Gute Infos darüber beim Hersteller oder im korrosionsschutz-depot.de.


    Wenn Du aber schon POR15 hast, ist das gewiss auch OK. POR15 hält ideal auf nur auf blankem, angerauhten Metall, ggf. mit wenig Rostansatz. Grober Rost (und natürlich Unterbodenschutz und vorhandene Grundierung, Öl und Fett) sollte erst mechanisch (Flex mit Zopfbürste) und dann ggf. mit Metall Ready entfernt werden. Idealerweise ordentlich sandstrahlen (womit wir aber wieder beim Kostenfaktor sind...)
    Achte aber hier auf Falzen, in die Metall Ready einziehen könnte: Damit POR ordentlich hält, muß Metall Ready unbedingt gründlichst entfernt werden, was natürlich nicht oder schlecht geht, wenn das Ready in die Falzen/Blechüberlappungen eingezogen ist. Diese Erfahrung habe ich auch gemacht.
    Wenn Du rostige Falze und Blechüberlappungen hast, die Du nicht aufbrechen/aufschleifen willst, so kannst Du an solchen Stellen Schuppenpanzerfarbe von Kreidezeit nehmen (aber auch teuer). Ist eine Ökofarbe auf Basis diverser Naturöle. Sie zieht hervorragend in die Falzen ein, der Eisenglimmeranteil legt sich dann außer als Panzer drüber und es rostet nichts weiter. Das Dumme an dieser Farbe: sie kann nur mit Ölfarbe überlackiert werden, bleibt recht weich und mechanisch kaum belastbar und ist UV-empfindlich. Also eigentlich nur was für versteckte Teile am Auto (aber auch nur da rostet es ja eigentlich).
    Wenn unfachmännische Schweißarbeiten durchgeführt wurden, ist es ja oft der Fall, daß Rostlöcher bzw. Löcher im Allgemeinen großflächig mit Metall zugeschweißt wurden, ohne das unterliegender Rost ordentlich entfernt wurde. Gerade wenn das Auto noch einmal durch den TÜV muß, wird sowas ja gerne gemacht. Darunter gammelt es natürlich weiter. An solchen Stellen kann man gut einen Einlauf mit Owatrol-Öl machen, wenn Du sparen willst, kann man da auch Leinöl/Leinölfirnis nehmen. Owatrol wie auch Leinöl reagieren chemisch mit einem Teil des Rostes und durchdringen diesen extrem. Danach sollte aber noch ein UBS drüber bzw. Hohlraumversiegelung.


    Zurück zum POR!
    POR15 für den Unterboden muß nicht überlackiert werden, ansonsten ist es ja UV-empfindlich. Laut dem Händler Hoerseler verliert es aber durch die UV-Verfärbung keine seiner Eigenschaften.
    Am Unterboden würde ich auf jeden Fall noch einen guten UBS auf Wachsbasis übersprühen nach Aushärtung von POR15 (oder was auch immer). Da gibt es, falls Du Sprühdosen nutzen willst, von Fertan UBS 220, von Teroson Wachs UBS, von Elaskon UBS HELL Wachs. Die Verarbeitung mit der Spritzpistole führt meistens zu besseren Ergebnissen, hier gibt es dann als zusätzliche extrem gute Alternative noch Permafilm der Firma Hodt.


    Wenn Du noch Hohlraumkonservierung machen willst: na ja, die üblichen hier im Forum ca. 193 mal erwähnten Verdächtigen.


    Und wenn Du extrem sparen willst und den Zerfall nur vorläufig stoppen willst, bis Du Zeit für eine extrem gründliche Restaurierung hast, spritz großzügig 2 mal Fluid film A mit der Spritzpistole überall hin. Das Zeug hat die Eigenschaft, daß es UBS und Hohlraumwachs wieder geschmeidig macht, extrem kriechfähig ist und Rost entsprechend stoppt. Wird allerdings recht schnell an exponierten Stellen weggewaschen.
    Wenn Du irgendwann mal gut schweißen willst, ist ein guter UBS und eine gute Hohlraumversiegelung natürlich sehr im Weg.


    Gruß
    Frank

  • Hi,


    Ich habe mir noch nichts besorgt, wollte das hier erst klären, demnach bin ich noch für alles offen.


    Zitat von stobi_de


    [...]aber vom Holger hier, unserem Lackier-Fachmann, musste ich lernen, daß eine 2K-Epoxi-Grundierung (die es erstaunlicherweise auch in Sprühdosen gibt) mindestens so haltbar und weniger anfällig für Umwelteinflüsse (Lösungsmittel etc.) ist.


    Also wäre eine 2K-Epoxi-Grundierung noch/doch besser? Ich hätte jetzt gedacht POR15 ist für Unterboden u.ä. wegen seine starken mechanischen Belastbarkeit gegen Abrieb eine vernünftige Wahl. 2K-Epoxi-Grundierung würde ich dann eher an den Stellen nehmen, die sichtbar sind und wieder schönen Lack kriegen sollen. (Holzweg?)
    Kann ich die 2K-Epoxi-Grundierung auch auf Metall mit wenig Rostansatz sprühen oder muss ich diesen hierfür komplett entfernen?


    Zitat von stobi_de


    Achte aber hier auf Falzen, in die Metall Ready einziehen könnte: Damit POR ordentlich hält, muß Metall Ready unbedingt gründlichst entfernt werden, was natürlich nicht oder schlecht geht, wenn das Ready in die Falzen/Blechüberlappungen eingezogen ist. Diese Erfahrung habe ich auch gemacht.


    Das heißt wenn ich Falzen oder Überlappungen habe, dann muss ich das Metall Ready vorsichtig auftragen oder ist es in so einem Fall nicht mehr sinnvoll POR15/Metall Ready zu benutzen?


    Zitat von stobi_de


    Wenn Du rostige Falze und Blechüberlappungen hast, die Du nicht aufbrechen/aufschleifen willst, so kannst Du an solchen Stellen Schuppenpanzerfarbe von Kreidezeit nehmen (aber auch teuer). Ist eine Ökofarbe auf Basis diverser Naturöle. Sie zieht hervorragend in die Falzen ein, der Eisenglimmeranteil legt sich dann außer als Panzer drüber und es rostet nichts weiter. Das Dumme an dieser Farbe: sie kann nur mit Ölfarbe überlackiert werden, bleibt recht weich und mechanisch kaum belastbar und ist UV-empfindlich. Also eigentlich nur was für versteckte Teile am Auto (aber auch nur da rostet es ja eigentlich).


    Aber ist es nicht auch blöd an allen Stellen was anderes am Auto zu benutzen? Sollte ich mich nicht für eine Sache entscheiden? Das die Farbe nicht lackierbar ist, ist ja insofern nicht schlimm, da es sich sowieso um Radkästen/Unterboden handelt und dieser dann noch eine Fluidfilm Schicht bekommen.


    Zitat von stobi_de


    Und wenn Du extrem sparen willst und den Zerfall nur vorläufig stoppen willst, bis Du Zeit für eine extrem gründliche Restaurierung hast, spritz großzügig 2 mal Fluid film A mit der Spritzpistole überall hin. Das Zeug hat die Eigenschaft, daß es UBS und Hohlraumwachs wieder geschmeidig macht, extrem kriechfähig ist und Rost entsprechend stoppt.


    Hmm, ist auch eine überlegung wert, aber ein zwei Stellen werdem dem TÜV eh nicht gefallen (Starker Rostbefall im Beifahrer Fußraum zum forderen Radkasten und durchrostung am Kofferraumboden auch zum Radkasten hin in dieser Mulde im rechts) und müssen gemacht werden und wenn dann vernünftig denke ich, desshalb erkundige ich mich bei euch ja auch nach einem geeigneten Mittelchen, gut sind sie ja wahrscheinlich alle.


    Noch eine ganz allgemeine Frage was mache ich an denen Stellen, an denen das POR15 an den intakten Unterbodenschutz/die Sichtbare Lackschicht trifft?


    Danke für die Infos Gruß
    Haui


    ---
    '73er MB 350 SE

  • Hallo Haui,

    Zitat von Haui


    Also wäre eine 2K-Epoxi-Grundierung noch/doch besser? Ich hätte jetzt gedacht POR15 ist für Unterboden u.ä. wegen seine starken mechanischen Belastbarkeit gegen Abrieb eine vernünftige Wahl. 2K-Epoxi-Grundierung würde ich dann eher an den Stellen nehmen, die sichtbar sind und wieder schönen Lack kriegen sollen. (Holzweg?)
    Kann ich die 2K-Epoxi-Grundierung auch auf Metall mit wenig Rostansatz sprühen oder muss ich diesen hierfür komplett entfernen?


    Wenn Du von POR15 auf 2K umschwenken solltest, dann stellt sich die Frage, ob Du die 2K-Grundierung pinseln oder sprühen wirst. Möglicher Nachteil beim Pinseln: Es läuft die Uhr, Du müsstest alles sorgfältig vorbereiten und den Primer in einem Rutsch verarbeiten. Mit der Topfzeit ist alles gelaufen. Bei 2K-Hispeed-Grundierfüller aus der Spraydose dagegen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die im Herbst angefangene Dose in diesem Frühjahr noch nutzbar war und die Grundierung nach dem Aufsprühen auch tadellos aushärtete. Aber dabei gibt es den Nachteil, dass Spraydosen-Einsatz um Unterboden auch viel Vorbereitung erfordert, abkleben usw. Habe die 2K-Dose für eine Stelle im Sichtbereich (Kotflügel) gekauft und hier und da aufgebraucht. Zur Frage, ob man 2K-Epoxy auch auf Restrost sprühen kann, kann Holger vielleicht eine genauere Antwort geben. Grundsätzlich würde ich Rost aber immer so weit wie möglich entfernen. Ausnahmen wären Mittel, die nur mit Restrost funktionieren, pures Owatrol oder Fertan.


    POR15 hätte den Vorteil, dass Du die Dose auch nach Anbruch weiter nutzen kannst, soweit ich weiß. Wenn unbedingt eine lösungsmittelbeständige, stabile Farbe zum Aufpinseln für den Unterboden gesucht wird, könntest Du auch "Nitrofest" von Branth nehmen. - Kann mich aber an keine Situation erinnern, bei der Lösungsmittelbeständigkeit am Unterboden wirklich entscheidend war, womit wir wieder bei POR15 wären. Die Sachen von Branth erfordern aber nicht solche Vorarbeiten wie POR15.


    Zitat von Haui


    Aber ist es nicht auch blöd an allen Stellen was anderes am Auto zu benutzen? Sollte ich mich nicht für eine Sache entscheiden? Das die Farbe nicht lackierbar ist, ist ja insofern nicht schlimm, da es sich sowieso um Radkästen/Unterboden handelt und dieser dann noch eine Fluidfilm Schicht bekommen.


    Ein Mittel für alles wäre ideal, aber dafür sind die Anforderungen zu unterschiedlich. Für manche Stellen empfiehlt sich ein dauerhaft kriechfähiges Mittel, für andere ein hitzebeständiges, mal braucht man was Überlackierbares usw.


    Konkretes Beispiel: An FF Liquid A wirst Du im Radkasten nicht lange Freude haben. Wenn ich mit nur einem einzigen Mittel für den gesamten Unterboden- und Hohlraumschutz auskommen müsste, dann würde ich wohl Mike Sanders Fett nehmen, und genau das wäre auch meine Empfehlung für Falze. Falze etwas aufbiegen und grob entrosten, dann das Fett reinschmieren und mit einer Heißluftpistole weiter hineintreiben, dann Falze wieder zubiegen. Die Fettreste außen vor dem Auftrag von Farbe natürlich sorgfältig entfernen.


    Speziell zu POR15 kann ich keine eigenen Erfahrungen beisteuern, andere waren aber damit am Unterboden sehr zufrieden. Günstig für den Zweck ist, dass es in Kontakt mit Wasser weiter aushärtet.
    MfG, Hanseat

  • Hallo,


    Zitat von hanseat


    Wenn Du von POR15 auf 2K umschwenken solltest, dann stellt sich die Frage, ob Du die 2K-Grundierung pinseln oder sprühen wirst.


    Die 2K-Grundierung würde ich sprühen. Hab durch meinen Schwiegervater zugang zu (Semi)Proffessionellen Lackier zubehör. Nur leider keine Kabine. Und auch noch nie gemacht, aber gut, das hat das erste Projekt so ansich.


    Ok, von dem was ich bis jetzt gehört habe tendiere ich im nicht sichtbaren Bereich / Unterboden zu POR15 oder "Nitrofest" von Branth. Irgendwie ist mir das POR im Moment noch sympatischer trotz komplizierterer Verarbeitung.
    Könnte sich nochmal jemand über die Unterschiede auslassen, oder einen Link posten. Im Korrosionschutz-Depot gibt es leider keine Verarbeitungshinweise zu "Nitrofest" von Branth und auf der Branth-Seite klingt es wie das beste Mittel der Welt.


    Gruß
    Haui

  • Haui: Wie Du vielleicht hier etwas im Forum gelesen hast, probiere ich ja immer alles mögliche Sinnvolle und manchmal auch weniger Sinnvolle aus. So kann ich halt in Bezug auf die 2K Grundierung nur Holger zitieren.


    Zum POR15 und Metall-Ready bei Falzen: Wenn das Metall Ready in der Falz bleibt, kommt kein POR mehr rein, die beiden stoßen sich regelrecht ab. Ich habe dann POR15 direkt auf den angerosteten Falz gegeben (hierzulande am X-Trail), es scheint OK zu sein. Das Dumme ist ja, ein Irrtum stellt sich hier immer erst nach Jahren heraus.


    Ich hatte an einer Türfalz an meinem Lieblingsproblem-Auto immer unten eine Naht, die rostete.
    1. Versuch mit Teroson Hohlraumversiegelung - kein Erfolg, rostet fast sofort weiter
    2. Gut aufgebogen, ausgeschliffen, zugebogen und Red Oxide- kein Erfolg (ist eine südafrikanische Rostschutzfarbe)
    3. Wieder aufgebogen und Red Oxide entfernt, dann POR15 - kein Erfolg. In der Falz befindet sich ja trotz gründlichster Entfernungsversuche immer noch Wachs, wesshalb POR vielleicht nicht ordentlich eindringen kann, bzw. unterrostet wird.
    4. Versuch mit Schuppenpanzerfarbe - seit 2 Jahren OK, obwohl sich wahrscheinlich immer noch Wachs in dieser Naht befindet. Diese Farbe wird durch den hohen Ölanteil angeblich niemals unterrostet - Bisher funktioniert es halt.


    Falls Du es nicht gelesen hat: mein Lieblingsproblem steht in Kenia und ist dort extremen Rost-Bedingungen ausgesetzt durch den hohen Salzanteil im Boden und der ständigen Feuchtigkeit an der Küste. Daher sind die 2 Jahre dort eher sowas wie 4 Jahre hier (dreiste Behauptung).


    Gruß
    Frank


    Ach ja, man kann im K-Schutz-Depot einfach anrufen oder eine Mail schreiben. Herr Schlucht ist extrem hilfsbereit und freundlich. Es scheint mir manchmal so, als ob der Kampf gegen Rost für Ihn wichtiger ist, als ein Geschäft abzuschließen.

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