Was passiert genau, wenn man eine Rostpore überlackiert?

  • Man ließt ja öfter, man soll rostige Stellen absolut rostfrei machen bevor
    man mit dem Lackaufbau anfängt .


    Nun frage ich mich, was im eingeschlossenen Rost unter dem Lack chemisch
    oder physikalisch genau passiert, wenn man ihn mit Lacken und Spachtel
    hermetisch abdichtet. Weiterrosten kann er ja nicht, denn dazu müsste ja
    zumindest Sauerstoff und am besten auch noch Wasser und Elektrolyth
    hinzukommen. Aber wenn da nichts reinkommt kann doch theoretisch
    nicht viel unter dem Lack passieren. Wo liegt mein Denkfehler?

  • Morgen,
    Ich glaube das liegt an eingeschlossener Feuchtigkeit. Feuchtigkeit enthält ja Wasser, also natürlich auch Sauerstoff.


    Deswegen sollte man solche Stellen ja auch gut trocknen lassen bevor man mit Farbe versiegelt.


    Bei POR15 ist es so das es mit Feuchtigkeit aushärtet, daher entzieht es Roststellen auch die Feuchtigkeit. Allerdings habe ich auch festgestellt (Korrosionsschutzdepot schreibt das auch) das man es nur auf leichten Rost auftragen sollte. Es scheint mir fast so als würde starker Rost unter dem POR15 pulverig werden so das POR15 keine Haftung mehr hat. So gesehen an ein paar stark rostigen Teilen an denen ich das POR15 abziehen konnte wie Klebeband. Der starke Rost darunter ist recht pulverig gewesen.


    Die Feuchtigkeit wurde entzogen und scheinbar verliert Rost dadurch auch seinen Zusammenhalt. Früher bei diesen Rostumwandlern war das auch so, der Rost wurde pulverig.


    Entrostet man einigermassen sorgfältig hält es jedoch gut.


    Was nun wirklich gegen vorhandenen Rost hilft frage ich mich schon lange.


    Ich tendiere ja zu FluidFilm mit anschliessendem PermaFilm. Das kann wenigstens ein wenig nachkriechen wenn die Rostporen wachsen.

  • Danke Michael, so wie du das erklärst, ist es plausibel. Nur dass die extrem geringe Wassermenge im Rost eigentlich auch nur extrem geringe Mengen Sauerstoff enthhalten kann. (denke ich mal) Wenn dieses bisschen Sauerstoff dann in weiteren Rost eingegangen ist, dann sollte eigentlich Ruhe sein. Stellt sich nur die Frage, ob die damit verbundene Volumenvergrößerung ausreicht, um die Lackschicht so aufzublähen, dass Risse reinkommen, in die dann neuer Sauerstoff und Wasser eindringen kann. Ich vermute mal, dass das bei ganz kleinen Rostporen eigentlich nicht passieren sollte. (aber ich weiß es nicht genau) Auch die Erklärung mit dem Pulverisieren des Rostes durch das Por15 ist einleuchtend. Es saugt das Wasser aus dem Rost raus, so dass dessen Struktur zerstört wird.


    Fluidfilm + Permafilm oder Mike-Sanders scheinen das Problem der Risse durch aufblähenden Rost durch ihre Kriechwirkung zu umgehen. Neu entstandene Risse werden einfach zugekrochen.


    So stelle ich mir das jedenfalls ungefähr vor. Ob es so ist, ist die Frage.

  • Ja da haste Recht.


    Ich habe mal eine Stelle mit ganz doll empfohlenen Mitteln vom Lackierer versiegelt. Vorher richtig sauber entrostet und dann waren nur noch kleine Rostporen übrig.


    Nach auftragen eines Rostprimers und einer Füllerschicht fing es nach einer Woche an plötzlich aufzublühen. Ganz kleine Pickelchen kamen durch und es wurde wirklich täglich mehr. Da konnte man fast bei zugucken.


    Ich habe in der Not dann Fluidfilm aufgetragen und schlagartig war Schluss. Seitdem haben sich diese Pickelchen nicht mehr vergrössert, das ist etwa vier Jahre her. Die Kriechwirkung des Fluidfilm vermindert die Ausbreitung.


    Hätte ich das nur mit einer Rostschutzgrundierung / Versiegelung oder ähnlichem gemacht dann hätte es sich vermutlich noch weiter ausgebreitet.


    Selbst wenn jetzt unter dem Primer etwas nachrostet und die Schicht aufbricht dann kriecht das Fluidfilm in diesen Riss und verhindert ein weiteres aufblühen.

  • Nun erschlagt mich nicht, es ist der falsche Begriff, aber er beschreibt die Sache ganz gut.
    Rosten ist ein "autoreaktiver" Prozess, d.h. durch das Rosten selbst entstehen Stoffe, die weiteres Rosten begünstigen (wir hatten die Sache mit den Reaktionsprodukten doch erst vor kurzem).
    Wenn also auch nur die geringste Menge an Sauerstoff/Feuchtigkeit im Rost verbleibt, so startet der Prozess und es entstehen die ganzen genannten Oxidations-Produkte.
    Zumal wird durch "das Aufquellen" des Rostes (das Volumen von Eisenoxid ist natürlich großer als das von reinem Eisen) die Farbschicht beschädigt, wodurch weiterer Sauerstoff ans Metall dringt.
    Wenn ich mich nun dunkel an meinen Chemiekurs erinnere, treten durch die Oxidation an einer Stelle auch elektrochemische Prozesse in der Umgebung auf, wodurch auch komplett Sauerstoff abgeschirmte Bereiche zu rosten beginnen. In Wikipedia ist das ganz gut erklärt.


    Wenn Michael direkt auf die picklige Farbschicht FF gesprüht hat, ohne die Farbe abzuschleifen, so ist das ein Zeichen dafür, dass auch seine hochwertige Lackierung durch die "Rostpickel" bereits zerstört war, sonst wäre das FF ja nicht an die Stelle des Übels vorgedrungen.

  • Zitat


    Nun erschlagt mich nicht, es ist der falsche Begriff, aber er beschreibt
    die Sache ganz gut. Rosten ist ein "autoreaktiver" Prozess


    Ich finde den Begriff sehr gut gewählt.


    Zitat

    treten durch die Oxidation an einer Stelle auch elektrochemische
    Prozesse in der Umgebung auf, wodurch auch komplett Sauerstoff
    abgeschirmte Bereiche zu rosten beginnen. In Wikipedia ist das
    ganz gut erklärt.


    Hm. Oxidation ohne Sauerstoff geht zwar chemisch gesehen, weil Chemiker
    unter Oxidation nur eine Elektronenabgabe verstehen.
    Aber Rosten von Eisen oder Stahl in unserem Sinne ohne Sauerstoff? Habe
    gerade in Wiki gesucht, aber nichts dazu gefunden. Hast du einen Link dazu?

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