UBS vom Geländewagen erneuern, aber wie mach ich´s richtig?

  • Hallo Gemeinde,
    ich bräuchte Eure geschätzte Hilfe bei folgender Aufgabe:
    mein Schätzchen Toyota Landcruiser 9 Jahre alt. Erworben vor 4 Jahren
    mit leichten Flugrost. Damals wurde sofort mit Seilfett der Unterboden konserviert. Und nun wird´s wieder Zeit. Das Auto hat am Unterboden und am Leiterrahmen eigentlich keinen Rost, nur etwas Flugrost an Fahrwerksteilen. Aber da ich das Auto des öfteren Offroad nutze, habe ich mittlerweile ein paar blanke Stellen am Rahmen. Wie soll ich diese schützen?
    Möchte das ganze in Eigenregie erledigen.Mein erstes Projekt dieser Art!
    Soll ich wieder Seilfett auftragen (finde aber im Forum nicht wirklich viel darüber)? Oder meine zweite Idee wäre Fluit film GEL (weil dicker als Liquit A und ich oft im Matsch unterwegs bin) das könnte ich relativ einfach pinseln.


    LG Harald

  • Zitat von hako


    Soll ich wieder Seilfett auftragen (finde aber im Forum nicht wirklich viel darüber)? Oder meine zweite Idee wäre Fluit film GEL (weil dicker als Liquit A und ich oft im Matsch unterwegs bin) das könnte ich relativ einfach pinseln.


    Hallo Harald,


    bin eigentlich kein großer Fan von Fett am Unterboden. Wenn es aber ein Mittel in der Art sein soll, würde ich SG-Haftfett empfehlen. Das Zeug ist als Unterbodenschutz sehr widerstandsfähig. Ich habe es auch an Stellen eingesetzt, die besonders stark dem Spritzwasser ausgesetzt sind, etwa im Radkasten als zusätzlicher Schutz des Radlaufes. Oder zum Schluss auf einige Roststellen, die ich grob entrostet und mit Leinölfirnis oder Liquid A "erstversorgt" habe. Die Methode war nur als Provisorium gedacht, hält aber mit dem Fett seit Jahren. So sieht das Haftfett aus:


    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/sg-haftfett-z994.jpg]


    Wird vom Anbieter auch für schweren Offroad-Betrieb empfohlen, Link >>>.


    Das SG-Haftfett ist allerdings nicht kriechfähig, daher bei Bedarf die Stellen mit Liquid A o.ä. vorbehandeln. Habe das Fett bisher unverdünnt und dick aufgepinselt, ob es auch verdünnt und gesprüht was taugt, kann ich also nicht sagen. Beim Verarbeiten alte Klamotten tragen, das Fett klebt wesentlich stärker als etwa Mike Sanders Fett, und die grauen Flecken gehen kaum raus bei der Wäsche.


    MfG, Hanseat[Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/vanishcbrh.gif]

  • danke für diesen Tipp Hanseat,
    da kommt aber dann doch noch eine Frage auf, wenn ich damit z.B. die Radkästen auspinsle bleibt das Fett immer "weich" oder härtet es etwas aus? Muss es doch denk ich mir, wenn ich damit 5 Stunden Autobahn im Regen fahre ist es doch sicher weg, oder?


    LG Harald

  • Zitat von hako


    da kommt aber dann doch noch eine Frage auf, wenn ich damit z.B. die Radkästen auspinsle bleibt das Fett immer "weich" oder härtet es etwas aus? Muss es doch denk ich mir, wenn ich damit 5 Stunden Autobahn im Regen fahre ist es doch sicher weg, oder?


    Das Haftfett hat ungefähr eine Konsistenz wie zäher Honig. Als ich das Zeug mal im Sommer draußen verarbeitet habe, ist eine Fliege, die auf dem Dosenrand gelandet war, darauf kleben geblieben. Dem Namen Haftfett macht es also alle Ehre. Im Laufe der Zeit härtet es nach dem Aufpinseln etwas aus, aber nicht wirklich viel, vor allem nicht bei einer dicken Schicht.


    Zur Wasserbeständigkeit:
    Wenn man dem Anbieter glauben darf, kommt dieses Haftfett auch an Schleusen zum Einsatz. Längere Regenfahrten können dem Fett nichts anhaben, auch nicht im Radkasten. Außer am Radlauf habe ich es im Radkasten rund um Hohlraumstopfen dick aufgestrichen. Die Stopfen liegen direkt gegenüber der Reifenlauffläche und kriegen bei jeder Regenfahrt die volle Dusche ab, aber das Fett hält diesen Bedingungen seit zweieinhalb Jahren Stand und wird es wohl noch längere Zeit tun. Mike Sanders Korrosionssschutzfett oder PX-11 hätte ich da inzwischen schon nacharbeiten müssen.


    Das Foto zeigt eine Wagenheberaufnahme, Beifahrerseite hinten, an einem W124. Das Haftfett wurde im Sommer 2006 auf grundiertes Blech aufgetragen, und das Foto ist vom Sommer 2008. Allerdings liegt die Stelle nicht im direkten Spritzwasserbereich, sondern am Schweller hinter einer Plastikverkleidung, die bei Aufnahme des Fotos demontiert war. Wegen der Abdeckung war das Haftfett auch nach zwei Jahren noch ziemlich sauber. Im Radkasten dagegen war vom Grau bald nichts mehr zu sehen, weil Dreck obenauf klebt.


    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/w124-wha-sg-haftfette6rl.jpg]


    Will nochmals erwähnen, dass das Haftfett keine Kriechfähigkeit hat und Rost nicht penetriert. Und dass es kein Vergnügen ist, das Zeug in die Haare oder Klamotten zu bekommen, weshalb es für einen großflächigen Einsatz am Unterboden nur bedingt taugt. Wo wochen- oder monatelang Wasser steht, wird das Fett irgendwann aufgeweicht. Für den Unterwasserbereich o.ä. ist es also nicht geeignet.


    Als Alternativen kämen Perma von Fluidfilm oder das Korrosionsschutz- und Haftfett KH 100 (PDF >>>) von Wagner in Frage. Wagner schreibt, dass KH 100 tauge auch für den Unterwassereinsatz bei rauem Betrieb. Mit dem Fett habe ich aber keine eigene Erfahrung.


    MfG, Hanseat [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/vanishcbrh.gif]

  • Hallo Harald!
    4x4 ist ja mein Thema :D, auch wenn ich nur einen 20 jährigen Patrol fahre und leider keinen Landcruiser.
    Ich bin inzwischen kein Freund mehr von Fett am Unterboden, vor allem nicht, wenn es kein kriechfähiges Fett ist. Dann hat es meiner Meinung nach keine Vorteile mehr gegenüber einem Wachs.
    Außerdem ist Fett halt eine fettige Angelegenheit - wenn Du damit bei warmem Wetter durch die Pampa fährst, wird am Fett wesentlich besser Dreck anhaften als an einem Wachsprodukt.
    Ich weiß ja nicht, wie es bei Dir ist, aber an meinem Wagen muss ich alle Nas lang was schrauben (auch mitten in der Pampa), da ist es dann mit der Zeit wirklich störend, wenn man danach jedesmal eine Dusche braucht und sich selbst mit Bremsenreiniger behandeln muss, weil alles voll einem Fett-Dreck-Gemisch ist.


    Wenn es gründlich sein soll, würde ich wie folgt vorgehen:
    1. Extrem gründlich den Unterboden reinigen
    2. Extrem gründlich den Rahmen reinigen. Von innen mit einem Kärcher Rohrreinigungsschlauch reinigen. Gibt es recht günstig in Ebay als Nachbau.
    3. Das am besten bei einem Autoaufbereiter machen lassen mit einem echten Dampfstrahler, das der Untergrund wirklich recht fettfrei ist.
    4. Dann erst Rost checken
    5. An dieser Stelle würde ich heutzutage mit Owatrol die rostigen Partien behandeln. Ist aber ein reines Bauchgefühl. Kann genausogut mit Fluidfilm A behandelt werden. Ich denke nur, Owatrol schützt etwas besser, wenn der UBS mal beschädigt oder durch Offroadfahren abgetragen wurde.
    6. Wenn die vorige Behandlung gut durchgetrocknet ist, würde ich am Unterboden ein gutes UBS-Wachs benutzen (Teroson oder Fertan UBS220) oder Permafilm, wenn Du vorher Fluidfilm A aufgetragen hast. Angeblich haftet Wachs-UBS gar nicht an einer mit FF-A vorbehandelten Stelle, habe ich aber noch nicht ausprobiert.
    So 100% bin ich von Permafilm allerdings nicht mehr angetan, ist es beim Patrol doch an einigen Stellen abgeplatzt.
    Man muss bei Permafilm schon sehr sorgfältig arbeiten, es sollte an allen Stellen, die nicht gerade blankes Metall sind, mit FF-A leicht vorgrundiert werden, danach gut einziehen lassen. Das darf nicht zuviel sein und nicht zu wenig. Auf rostige Stellen darf Permafilm gar nicht pur drauf.
    7. In den Rahmen würde ich kurz mit einem Endoskop reinschauen, wenn Du irgendwie die Möglichkeit hast. Wenn Dir der Rahmen verrostet, ... Du weißt!
    Ich hatte im Rahmen mal Kettenfett (weil nix anderes verfügbar am Lebensort des Patrols in Kenia). Da hatte sich dann dermaßen viel Dreck mit verbunden, daß Wasserablauf und ganze Rahmenteile undurchdringlich "vollgeschmoddert" waren.
    Wenn kein oder sehr wenig Rost drin ist: Hohlraumwachs, Owatrol ist da schlecht gezielt anzubringen. Sonst bleibt halt nur die FF-A Kur. Nur was danach? Permafilm kannste kaum nehmen, weil es ja nicht in die Ecken des Rahmens kriecht. Da habe ich noch keine Lösung gefunden, die dann nicht im Zusammenspiel mit Dreck dann wieder den Rahmen verstopft


    Soweit erstmal
    Frank

  • Hallo,
    Erstmal Dank ich Euch für Eure ausführlichen Antworten ! ;)


    Was haltet Ihr von Seilfett. Das war nähmlich mein erster Plan.Unterboden an der Tanke abkärchern und einfach über die alte Schicht eine neue und fertig.Fahre im Winter nähmlich nicht damit und steht immer in der Garage.
    Aber wenn ich Frank´s Beitrag lese sollte ich es vielleicht doch sorgfälltiger angehen.
    Eins noch und zwar wie lange hält ein sorgfälltig gemachter Hohlraumschutz im Rahmen? Kann man nicht pauschal sagen,is mir klar, aber sicher min.10 Jahre oder so?
    Also dann herzlichen Dank und guten Rutsch Euch allen !!!
    LG Harald :shy:

  • 10 Jahre oder so ist aber eine sehr optimistische Schätzung.
    Gerade wenn Du oft ins Gelände fährst, muss halt der Rahmen auch innen gelegentlich ausgespült werden.
    Mehr als 5 Jahre würde ich da niemals schätzen.
    Hast Du schon was ordentliches im Rahmen drin?


    Ach ja - Sylvester heute ?!
    Na denn: guten Rutsch! bei dem Wetter ja kein Problem.

  • Zitat von hako


    Was haltet Ihr von Seilfett. Das war nähmlich mein erster Plan.


    Seilfett-Fluid hat im Test der Oldtimer Markt von 2009 nur den 20sten Platz belegt. Im Autobild-Test von 2002 ist es ebenfalls weit hinten gelandet, immerhin noch Note "ausreichend". Ich vertraue diesen Testergebnissen wenigstens so weit, dass ich nicht Produkte kaufe, die 2x unabhängig voneinander mäßig bis schlecht getestet wurden. Mir wäre das Risiko zu groß, am Ende persönlich festzustellen, dass die Mittel tatsächlich nicht gut sind.


    @ Frank
    "Deine" Schuppenpanzerfarbe hast Du oben gar nicht genannt. Solche Farbe käme nach m.E. für entrostete Stellen am Unterboden ebenfalls in Betracht und wäre eine saubere Lösung.


    Möchte noch ergänzen, dass man die rostigen Stellen erst mal weitmöglichst entrosten sollte. Das Abschleifen von Rost ist nach m.E. wichtiger, als allein auf die Wirkung von Liquid A oder Owatrol zu setzen.


    Wenn man die Stellen entrostet hat und anschließend kein Fett oder Perma nehmen will, dann gibt es viele Möglichkeiten. Außer der oben genannten Kreidezeit-Eisenglimmerfarbe könnte man auch grundieren und dann diese 1K-Eisenglimmerfarbe auftragen, oder einen Chassislack auf die Grundierung streichen, oder statt Grundierung und Lack nur "Brantho Korrux 3in1" oder POR15 nehmen. Das bedeutet dann aber deutlich mehr Arbeit als die Lösung mit dem SG-Haftfett.


    Weil offenbar nur ein paar Stellen zu sanieren sind, wäre das Starter-Set von POR15 hier vielleicht passender als z.B. eine 750-ml-Dose "3in1". Mit Metal Ready und Marine Clean im Starter-Set sollten sich die Haftungsprobleme von POR15 vermeiden lassen. Wenn POR15 hält, dann soll es extrem belastbar und kratzfest sein.


    Für die Hohlräume des Rahmens käme noch Waxoyl in Betracht. Das Waxoyl hat im Oldtimer Markt-Test gut abgeschnitten, und es ist mit einer Druckpumpe erhältlich, mit der sich das Mittel in die Hohlräume pusten lässt (Bericht >>>).


    So, das war´s von mir für 2010.
    Allen ein gutes Jahr 2011, Hanseat[Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/vanishcbrh.gif]

  • Hallo,
    hab mir jetzt meinen "Fahrplan" zusammengestellt.
    In meiner Gegend gibt´s eine Autoreinigungsfirma laut HP machen die auch Unterbodenreinigung und vielleicht können die ja auch den Rahmen innen reinigen. Da werd ich nächste Woche mal vorsprechen.
    Die paar wirklich rostigen Stellen werd ich mit Owatrol behandeln, dann den UBS mit Fertan UBS220. Den Hohlraumschutz werde ich mir in meiner Werkstatt machen lassen (unter meiner Aufsicht), denn da trau ich mich nicht ganz drüber. Und die ganz gefährteten Stellen mit etwas Haftfett behandeln.
    Ich denk das passt dann so.
    Vielen dank an Euch zwei und LG Harald

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