Rostvorsorge bei neuen Autos

  • Hallo zusammen,
    ich heiße Raphael und bin 27 Jahre alt. Ich wollt nur kurz berichten, wie ich auf das Thema Rost gekommen bin bevor ich meine Fragen stelle.
    Also, bis vor 2 Monaten habe ich gedacht, dass Rost im Fahrzeugbau ausgestorben sei.
    Dem ist leider nichts so!
    Wir haben als Zweitwagen einen Citroen Saxo Bj 98 bei dem jetzt der Tüv fällig war.
    Der Wagen hat knappe 200ts Km auf der Uhr und technisch läuft er immer noch wie am ersten Tag.
    Ich also nichts ahnend zum Tüv. Dann der Schock, der Wagen ist ja an jeder Ecke angegammelt.
    Deswegen haben wir uns entschieden einen neuen Gebrauchten zu kaufen. Da wir mit Citroen zufrieden waren, ist Die Wahl schnell auf einen 3 Jahre alten Citroen C2 gefallen. Damit dem neuen nicht dasselbe Schicksal ereilt, wollte ich diesmal vorsorgen.
    Nur womit am besten? Habe weder eine Hebebühne noch einen Kompressor.
    Auffahrrampen und einen Wagenheber kann ich auftreiben. Also kommt bei mir nur Sprühdose und Pinsel in Frage.
    Kann ich Liquid Fluid ASR eigentlich für alles verwenden? Wird das Zeug nicht vom Wasser weggespült?
    Soviel ich verstanden habe, ist das FF ASR wie WD40 oder?
    Greift FF ASR Gummis und Kunststoffe an?
    Was für eine Pinsel Lösung die nicht klebt könnt Ihr mir empfehlen.


    Danke!

  • Manchmal hilft die Suchfunktion des Forums ;)
    Aber hier nun ganz in Kürze, vorausgesetzt, der Citron rostet am Unterboden gar nicht oder kaum. Hohlräume werden nach 3 Jahren noch weitestgehend OK sein, sogar bei einem Franzosen (ha ha).
    Das jetzt beschriebene Vorgehen ist meine Sicht der Dinge, es gibt noch einige andere Vorgehensweisen, die auch nicht falsch sind.
    Um eine ordentliche Auffahrrampe sowie eine gute Arbeitsleuchte als Hilfmittel kommst Du nicht herum. Natürlich ist ein Kompressor und auch die mit Kompressor verarbeitbaren Produkte besser, als das Zeug aus Spraydosen. Schau mal nach Ebay nach einem gebrauchten Kompressor und nach einer gebrauchten Druckbecherpistole. Nach der Aktion könntest Du es wieder verkaufen. Aber das war nicht Deine Frage.


    Unterboden:
    =========
    diesen mit einem Hochdruckreiniger EXTREM GUT reinigen. Das klappt ganz gut bei diesen Reinigungsstationen von WAP-WASCHBÄR. Idealerweise nimmst Du eine gute Lampe und sogar die Auffahrrampen mit, achte auf Ecken und Winkel in den Radläufen und vor allem am Einfüllstutzen. Hier sind oft Plastik-Schutzverkleidungen angebracht, hinter denen sich gerne feuchter Dreck sammelt.
    Danach GUT (!) trocknen lassen. Wenn ich auf die seltsame Idee komme, sowas kurz vor Winter zu machen, muss der Wagen danach in einer Garage mit Heizlüfter wirklich gut durchtrocknen. Das ist nicht energiesparend, aber wenn Du Feuchtigkeit "ein-konservierst", bringt das genau den Gegenteiligen Effekt. Traue keiner Beschreibung "verdrängt Feuchtigkeit".
    Unterboden dann nach Rostansätzen absuchen. Das geht z.B. bei ATU ganz hervorragend. Man kan viel besser suchen, als wenn Du mit Lampe unter dem Auto liegst. Einfach mal bei wenig Betrieb hinfahren, und fragen, ob Du für 10 Euro in die Kaffeekasse mal eben Dein Auto wegen Rostschutz von unten checken kannst. Hat jeder Verständnis für, wird klappen.
    Wenn Rost nur sehr spärlich vorhanden ist, reichen 1-2 Spraydosen Owatrol, om diese erstmal zuverlässig zu versiegeln. Es gibt noch die zweite Methode, das mit Fluidfilm ASR zu machen, aber eigentlich zieht das viel zu langsam ein. Fluidfilm A wäre an der Stelle besser, aber das gibts nur für den Kompressor.
    Bleiben wir erstmal bei Owatrol. Dieses sollte nun 2 Tage trocknen (warme Garage), erst dann mit der Folgebeschichtung fortfahren. Wenn Owatrol und Wachs sich mischen, gibts keine belastbare Oberfläche.
    Als zweiten Schritt am Unterboden mit einer sehr kriechfähigen Hohlraumversiegelung auf Wachsbasis alle Falzen, versteckten Winkel, Nähte, Hohlräume, die von unten erreichbar sind, punktuell einsprühen. Großflächig bringt wenig, ist schnell weggewaschen. Das ganze wieder trocknen lassen wäre ideal, aber es reichen auch 1-2 Stunden. Das beste, aber auch teuerste Mittel ist TEROSON-Hohlraumversiegelung (das in der schwarz grünen Dose, kein Multiwax). Es sollten hier 2 Dosen reichen. Würth ist günstiger, aber nicht ganz so kriechfähig. Komm nicht auf die Idee, vorhandenen Rost mit Hohlraumwachs zu bekämpfen. Das klappt meistens nicht (habe das auch schon oft aus Faulheit gemacht, bringt dann irgendwann einen weiterrostenden Rost-Wachs-Matsch, den man nur noch sehr schlecht für eine gute Beschichtung reinigen kann.)
    Die letzte Beschichtung erfolgt dann mit Unterbodenschutz-Wachs. Hier habe ich gute Erfahrungen mit Fertan UBS220 oder Teroson WAX gemacht (gibt es alles in der Spraydose). Würth bietet sowas auch an, habe aber keine Erfahrung damit, nur ist Würth normalerweise nicht das Schlechteste und zumindest in Ebay recht preiswert. Für die Radhäuser hinten (vorne sollte ja auch ein Plastik-Innenkotflügel sein) kannst Du eine Literdose benutzen, die gepinselt werden kann. Nur lege auch hier Wert auf die Gegend um den Einfüllstutzen. Der sollte vorher mit Hohlraumspray behandelt werden. Hier sammelt sich immer Dreck!
    Für den Unterboden würde ich 6 Dosen nehmen. Es steht zwar immer drauf: "schon dünne Schichten schützen perfekt", aber vergessen wir diese Werbeaussagen.



    Hohlräume
    ========
    Für die Hohlräume am Auto ist Fluidfilm ASR das Mittel der Wahl (wobei man bei einem neuwertigen Auto auch ein gutes Wachs benutzen kann).
    Hier halt die üblichen Stellen: Schweller, Türen, Heckklappe, Holme, Motorhaube (na ja, hier vielleicht besser Wachs wegen der Wärme, sonst schmiert es ewig). Vom Kofferraum aus die hinteren Radkästen-Falzen einsprühen, ist eine wichtige Stelle, die meistens vergessen wird, weil oft Plastikkram abmontiert werden muss.
    Fürs ganze Auto würde ich da bei einem C2 6 Dosen veranschlagen.


    Bedenke dass in einer Spraydose meistens 30% Lösungsmittel und Treibgase enthalten sind. Du brauchst daher erheblich mehr Dosen als bei den Kompressor-Normdosen.


    Wie Du siehst: viel Arbeit

  • Hallo,
    Wenn dein Auto erst 3Jahre alt ist sollte sich der Rost ja noch in Grenzen halten bzw nicht vorhanden sein.
    Ich würd den Unterboden zuerst leicht mit Fluid Film AS-R einnebel und eine Woche einziehen lassen. Danach die Stellen wo noch viel AS-R drauf ist abwischen und den Unterboden mit einem hochwertigen Wachs versiegeln oder den Unterboden einfach mit einer Permafilm-Fluid Film liq. A Mischung versiegeln (ca. 10-20% liq A hier fällt der Schritt mit dem AS-R weg).
    Die Hohlräume könntest mit AS-R behandeln und in 1-2 Jahren mit einem hochwertigen Wachs nachbehandeln oder gleich mit einem hochwertigen Wachs, es sollte ja noch kein Rost vorhanden sein.
    Ich bin mir jedoch nicht sicher welche gute Wachse in Spraydosen gibt.


    Es besteht natürlich auch die Möglichkeit FF ASR für alles zu verwenden, dann klebt dein Unterboden aber.


    FF ASR und WD40 sind 2 komplett verschiedene Produkte. ASR ist dickflüssiger und eignet sich für Konservierungsmaßnahmen sehr gut (WD40 ist dafür ziemlich ungeeignet)



    EDIT: war wohl zu langsam

  • Danke für die schnellen Antworten.


    Kann ich die Sachen (Fertan UBS220 oder Teroson WAX ) bedenkenlos über Bremsleitungen und Kabel sprühen?


    Aber interessant finde ich die Permafilm-Fluid Film liq. A Mischungs variante.
    Die kann ich doch über alles drüber streichen was sich am Unterboden und Radkästen befindet, auch über den vorhandenen Unterbodenschutz richtig? Welche konsistenz ergibt das, wird es so wie der Originale Unterbodenschutz? Die Hohlräume kann ich dann mit ASR Fluten, aber in den Hohlräumen müsste doch werksseitig schon ein Schutz drin sein, wird der nicht beschädigt? Oder ist Wachs dafür besser?

  • Von den Fluidfilm-Produkten wird vereinzelt berichtet, dass sie Gummis aufquellen lassen, vor allem Naturkautschuk. Am Unterboden sollte aber alles aus säurefestem Material sein.
    Die einfachen Wachsprodukte kannst Du auf alles sprühen, dafür sind sie ja hergestellt.
    Die FF-A und Permafilm (aber beides nicht in Spraydosen erhältlich) wird ja von einigen hier bervorzugt. Da frage ich mich doch immer, welche Vorteile hat diese Mischung gegenüber einem Wachsprodukt?
    Die Mischung ist nicht richtig kriechfähig, klebt aber trotzdem immer weiter. Nix Ganzes und nix Halbes, aber teurer!


    In den Hohlräumen KANN Wachs drin sein, MUSS aber nicht, je nachdem, ob der Hersteller gerade wieder sparen wollte oder nicht. FF verträgt sich gut mit Hohlraumwachsen, im Korrosionsschutzdepot wird sogar dazu geraten, das diverse Wachse durch eine Mischung mit FF-A kriechfähiger werden.


    Eine Wachsbeschichtung ist immer erheblich weicher wie der Original-UBS.
    Permafilm-pur ist etwas fester, hat aber Probleme mit Abplatzen vom Untergrund.

  • Zitat von celicaprins


    Aber interessant finde ich die Permafilm-Fluid Film liq. A Mischungs variante.

    Die sehr gute Kriechfähigkeit von FF Liquid A, Hauptvorteil dieses Mittels, geht bei einer Mischung mit Perma ziemlich verloren. Deswegen würde ich von einer Mischung abraten. Perma bietet einen Unterbodenschutz mit eher stabiler, grifffester, nicht klebriger Oberfläche. Diese Eigenschaften von Perma verringern sich, wenn man es mit Liquid A mischt.


    Zitat von stobi_de

    Da frage ich mich doch immer, welche Vorteile hat diese Mischung gegenüber einem Wachsprodukt? Die Mischung ist nicht richtig kriechfähig, klebt aber trotzdem immer weiter. Nix Ganzes und nix Halbes, aber teurer!

    Eben, da sind wir uns mal wieder einig ;).


    Wenn man Perma in Verbindung mit FF Liquid A benutzt, dann eher so: Die Fläche sehr sparsam mit Liquid A vorbehandeln und einige Stunden oder Tage einwirken lassen. Dann ggf. überschüssiges Liquid A abwischen und danach Perma auftragen. So ist es auch in den Perma-Verarbeitungshinweisen angegeben. Das Korrosionsschutz-Depot schreibt neuerdings zu Perma: "Perma-Film sollten Sie nur in Verbindung mit Fluid-Film einsetzen und auch nur dann wenn vorhandener Rost am Unterboden auf keine andere Weise sinnvoll gestoppt werden kann." (Quelle) - So schlimm wird es bei dem Wagen noch nicht sein, oder?


    Zu Franks Owatrol-Spraydosen-Vorschlag für den Unterboden wäre noch zu ergänzen, dass es Owatrol auch ganz normal zum Aufpinseln aus der Dose gibt. Vorteile: Es lässt sich flott auf der Fläche verteilen, man kann es aber auch gezielt mit nem kleineren Pinsel an bestimmten Stellen auftragen. Und es gelangt beim Auftragen nur dorthin, wo man es wirklich haben will, von der anschließenden guten Kriechwirkung mal abgesehen. Preislich günstiger ist das Pinseln auch. Alternativ kann man statt Owatrol (es entspricht etwa Leinölfirnis mit Lösungsmitteln) auch eine Mischung aus Leinölfirnis und Terpentinersatz oder Nitroverdünnung aufpinseln, das ist weitgehend dasselbe Zeug, zu einem Viertel des Preises. Owatrol wirkt erst durch seine Leinöl-Bestandteile als Roststopper.


    Bei einem relativ neuen Wagen sollte es genügen, die wenigen vorhandenen Roststellen handzuentrosten und mit Owatrol o.ä. zu versiegeln. Dazu sollte auch eine kleine Dose reichen. Ein drei Jahre alter Unterboden wird zum größten Teil intakt sein. Man muss also nicht den ganzen Unterboden mit roststoppenden Mitteln wie dünnem Fluid Film oder Owatrol behandeln, wenn der Unterboden noch in Ordnung ist. Es geht größtenteils nur darum, einen relativ neuen Unterboden in seinem Zustand zu konservieren. Als Fertigprodukt sollte Protewax dazu gut geeignet sein, es ist ähnlich wie stabiler Klarlack. Ich habe klaren Kunstharz-Bootslack mit Owatrol-Beimengung für mehr Elastizität und etwas Kriechfähigkeit genommen. Davon habe ich mal einige meiner Fotos aus anderen Threads zusammengesucht. Alle zeigen die Beschichtung im bereits trockenen Zustand:



    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/w124-yachtlack-owatrol6f00.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/w124-2009-09-20-05-10ou.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/w124-radk-hi-re-1-1and.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/w124-yachtlack-radkastw5ln.jpg]



    Links ohne, rechts mit Bootslack:


    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/w124-ub-yachtlack-kjod.jpg]


    Weitere Möglichkeit: Teroson bietet einen transparent-braunen Wachs-Unterbodenschutz an, der zur Nachbehandlung des werksseitigen Unterbodenschutzes gedacht ist, Terotex Ultra. Dürfte dem UBS 220 ähnlich sein.


    Zitat von stobi_de

    Als zweiten Schritt am Unterboden mit einer sehr kriechfähigen Hohlraumversiegelung auf Wachsbasis alle Falzen, versteckten Winkel, Nähte, Hohlräume, die von unten erreichbar sind, punktuell einsprühen.

    Für solche Stellen nehme ich am liebsten PX-11, auch an Fahrwerksgummis, Verschraubungen, Anbauteilen, Hohlraumstopfen. Haut- und materialverträglich, lösungsmittelfrei, dauerkriechfähig, ziemlich beständig und dazu günstiger als jedes vergleichbare Mittel.



    Die Hohlraumkonservierung sollte erst nach der Unterboden-Behandlung geschehen. Bei Fluid Film AS-R unbedingt die 60-cm-Hohlraumsonde mitbestellen, ohne die Sonde klappt die Hohlraumkonservierung nicht.


    Abschließend auch von mir noch der Ratschlag, die Arbeit auf wärmere Tage zu verschieben. Es arbeitet sich nicht nur angenehmer, man hat auch viel weniger Risiko, Nässe einzuschließen. Es trocknet schneller, und die Mittel verarbeiten sich am besten bei Zimmertemperatur oder wärmer. Bis zum nächsten Frühjahr oder Sommer wird sich der Wagen nicht in Rost auflösen.


    MfG, Hanseat [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/vanishcbrh.gif]

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!