Hohlraumkonservierung mit Mike Sanders Fett, Erfahrungsbericht

  • Mein Wagen hat im Frühjahr eine praktisch rostfreie Karosserie bekommen, und so soll es auch bleiben.
    Mike Sanders Korrosionsschutzfett schien mir am geeignetsten, die unpraktische Verarbeitung sollte mich nicht tangieren, weil ich die Sache in Auftrag geben wollte.
    Also flugs in die Liste von Mike Sanders Verarbeitungsstationen geguckt und den Betrieb ausgesucht, der am nächsten liegt. O.-M. klingt nach Handarbeit, dachte ich, die geben sich bestimmt Mühe. Ist zwar ein Land Rover Spezialist, aber warum sollte der nicht auch mal einen Nissan konservieren. Telefonisch wurde ein Preis in Aussicht gestellt, der seriös für meine laienhaften Ohren klang.
    Bei einem ersten Treffen wurden der Wagen begutachtet und die zu behandelnden Stellen besprochen: Rahmen, Schweller, Türen, Heckklappe sowie sämtliche Karosseriehohlräume. Termin vereinbart.
    Mein Angebot, Tür- und Seitenverkleidungen, Kunststoff-Innenkotflügel und ggf. sogar die Kotflügel zu demontieren, damit die Hohlräume leichter zugänglich würden, wurde von der O.-M. grosszügig abgelehnt. Man würde die Hohlräume schon finden während der Prozedur. Und notfalls Löcher bohren, um sie zu erreichen.
    Alles in allem machte das einen professionellen und vertrauenerweckenden Eindruck, so dass ich bei Abholung meines Wagens gar nicht genau hinsehen musste.
    Als erstes fiel mir die dicke Fettschicht hinter der Tankklappe auf. Sapperlott! Die haben es aber gut gemeint! Sicher 50 Gramm allein hinter dieser kleinen Klappe, und das, obwohl an dieser Stelle noch kein Patrol je gerostet hat. Und die Motorhaube: Obwohl wir sie bei der Vorbesprechung noch nicht einmal erwähnt hatten, waren ihre Hohlräume prallgefüllt mit Fett. Wäre zwar auch hier nicht unbedingt nötig gewesen, und die fettigen Finger bei jedem Öffnen... aber naja, war sicher gut gemeint.
    Mit gutem Gefühl fuhr ich die nächsten zwei Wochen durch die Gegend, 10 Kilo Fett in den Eingeweiden meines Autos wissend.
    Das Erwachen kam, als ich die Karre zur Reparatur eines Lenkungsteils auf die Bühne nehmen musste. Offenbar hatten die Jungs von der M. bei ihrer ganzen Handarbeit die Quertraversen des Rahmens vergessen. Und auch die Hohlräume am Unterboden: Staubig und dreckig wie eh und je. Kein Fett! Die Karosserieaufnahmen: Trocken! Leichte Zweifel stellten sich ein. Und die exzessive Fettverwendung an Tankdeckel und Motorhaube sahen plötzlich mehr nach Bauernblind als nach gutgemeinter Extraportion aus.
    Als ich schliesslich noch eine Türpappe abgemacht habe, um ein Schloss auszuwechseln, fand ich in der Tür lediglich etwa 10 cm um das Loch herum etwas Fett, durch das die Sonde eingeführt wurde und den Rest trocken bzw. nass von ablaufendem Wasser. Hmm.
    Also alle Pappen abgemacht und flugs zu O. nach A.. Und freundlich nachgefragt, was denn das bedeuten solle. Überraschend unfreundlich die Reaktion: Was ich denn erwartet hätte? Ein richtige Hohlraumbehandlung sei ja viel teurer, man könne mir einen Termin mit Mike Sanders persönlich vermitteln, dann sei ich aber auch das vierfache los. Und überhaupt, alle Verkleidungen abgemacht, ich sei ja wohl ein total misstrauischer und mäkeliger Pedant. Im übrigen sei das Fett ja auch da, wo man es nicht sehe. Bei der Verarbeitung entstünden solche Fettwolken, dass zwangsläufig alle in der Wolke stehenden Teile dauerhaft korrosionsgeschützt seien. Dass da 5 mm Fett sein müssten, in jeder Tür, sei die Vorstellung der ahnungslosen Nichtfachleute, ein Hauch würde genügen (bleibt die Frage, warum an besonders sichtbaren Stellen unnötigerweise sogar mehr als 5 mm Fett aufgetragen wurden). Termin für Nachbesserung vereinbart.

    Ergebnisse der Nachbessserung:
    Hintere Türen: Wieder vergessen (trotz fehlender Verkleidungen).
    Vordere Türen: Vollgepumpt einschliesslich sämtlicher Filzgleitschienen für die Scheiben. Tolle Wurst.
    Rahmen: O.k. Traversen wurden behandelt.
    Hohlräume unter der Karosserie und bei den Karosserieaufnahmen: Immer noch fettfrei.
    Innenausstattung: Fettspritzer auf den Teppichen und Polstern.

    Kein weiterer Kommentar zu dieser Qualitätsarbeit.

    Um die notwendigen Restarbeiten doch noch zu erledigen, bin ich direkt zu Mike Sanders gefahren.
    Er bestätigte mir, dass da noch einiges zu tun sei und gab mir neben dem 4 Kilo-Eimer Fett die komplette Verarbeitungsausrüstung leihweise mit.
    Gestern war ich selbst in der Mietwerkstatt. Mit etwas flauem Gefühl, denn die zu erwartende Sauerei mit riesigen Fettwolken, wie sie mir von der O.-M. beschrieben wurde, könnte mir von den anderen Schraubern oder dem Hallenbesitzer zumindest einen Platzverweis einbringen.
    Das Fett habe ich zuhause im Umluftbackofen mit geöffnetem Deckel auf 110°C vorgewärmt, damit die Kocherei in der Werkstatt nicht zu lange dauert.
    Geschützt mit Gummistiefeln, Pudelmütze, Handschuhen und Atemschutz ging es an die Arbeit. Sonden vorgewärmt im Köcher mit dem Fön (alles von Sander), Fett im Einkochautomat auf 100°C erhitzt. Gespritzt wurde mit Druckluftpistole (Sander) und zwei verschiedenen Sonden.
    Wider Erwarten ging alles sehr sehr einfach und schnell. Keine schlimmen Wolken, keine grosse Sauerei durch tropfendes Fett. Das bisschen, das danebenging, fiel in den Öllachen der Werkstatt kaum auf und konnte mit einem Stück Zeitungspapier weggewischt werden. Die ganze Aktion war nach einer Stunde vorbei.
    Fettwolken können eigentlich nur entstehen, wenn man entweder ganz ohne Sonde spritzt oder die Sonde beim Spritzen in die Luft hält. Kann sein, dass das mangelhafte Ergebnis der Profis damit zusammenhing.

    Fazit: Es ist viel einfacher als vielerorts beschrieben wird und überhaupt kein Problem, eine Konservierung mit Mike Sander Fett selbst zu machen.
    Und ich kann bestätigen, was in den einschlägigen Foren immer wiederholt wird: In Sachen Hohlraumkonservierung ist gute Arbeit nicht leicht zu finden (siehe weiter unten im Forum).

  • Womit wir wieder einen hätte der von den Werkstattleistungen in Sachen Hohlraumversiegelung geheilt ist :)

    Nur schade um das Geld was du der Firma bezahlt hast.

    Bob

  • Schade um das schöne Geld. Wärste gleich zu den Fluid-Days nach Wentorf gekommen, hättest Du drauf warten können und auch zuschauen. Außerdem bin ich der Meinung das Fluid Film der Fa. Hodt besser geignet ist weil es einfach bessere Kriecheigenschaften auch bei Kälte aufweist. Und ich wette es wäre auch auch billiger geworden.
    Für nähere Infos bitte Mail an mich matze380se@tiscali.de

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