Hallo zusammen,
den folgenden Bericht hatte ich schon vor ein paar Tagen in das W124er-Forum gestellt, aber hier passt er ebensogut her, hoffe ich. Mit ein paar Anpassungen recycle ich den Beitrag also mal für dieses Forum.
Hatte im Juli den hinteren rechten Radkasten saniert, und dabei war der rostige Hinterachskörper mit aufs Bild geraten. So sah das damals aus:
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Habe mich inzwischen ans Werk gemacht:
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Die schwarze Farbe besteht aus rund zwei Teilen Hammerite Metallschutzlack glänzend (auf Alkydharzbasis) und einem Teil Owatrol-Farbkriechöl. Der Gammel war nur oberflächlich und wurde mit einer Drahtbürste und grobem Schmirgelleinen handentrostet, dann alles mit Spiritus und Bremsenreiniger gereinigt. Entfetten war nötig, weil auch noch Reste von Mike Sanders Fett vorhanden waren. Am Ende der Vorarbeit gab es einen tragfähigen Untergrund ohne Fett, Unterrostungen oder losen Rost, aber noch mit festem Restrost. Owatrol haftet ohnehin nicht so gut auf blankem Metall, sondern funktioniert am besten bei Restrost. Auch die Hauptkomponente, Hammerite ("direkt auf Rost"), sollte zumindest bei solchem Untergrund nicht überfordert sein, und außerdem müsste es der hohe Owatrol-Anteil richten. Also eigentlich ideale Voraussetzungen für diese Anstrich-Mischung. Deshalb habe ich zur Abwechslung auf ein maschinelles Blankschleifen an diesen verwinkelten und dicken Teilen verzichtet. Die Verschraubungen der Streben und den Bereich unmittelbar drumrum sowie die Enden der Federn habe ich beim Streichen ausgespart, dort nehme ich Vaseline und direkt auf die Gummis auch Silikonpaste.
Bevor böse Kommentare wegen Hammerite kommen: Im "stationären Einsatz" ist das eine gute 1K-Rostschutzfarbe. Schützt im Salzsprühtest mehr als doppelt so lange vor Rostbildung (1000 Stunden) wie etwa der Wachs-Unterbodenschutz Terotex Ultra (480 Stunden).
Zu Hammerite am Auto habe ich vorher die unterschiedlichsten Berichte gelesen. Die Urteile reichten von "empfehlenswert" bis "unbrauchbar". Von den Kritikern wurden meist Risse und Abplatzen beklagt. Vielleicht rät der Hersteller deshalb von einer Nutzung an Kfz ab. Auch den Satz "Systemfremde Verdünnungen sind für Hammerite Metall-Schutzlack Glänzend nicht geeignet" habe ich ignoriert. Denn Owatrol ist explizit als Zusatzmittel zur Optimierung von Alkydharzfarben gedacht, und durch das Hinzufügen von Owatrol lässt sich Elastizität erzielen, also Rissbildung vermeiden. Als Testobjekt sind die Federn wohl am besten geeignet. Hammerite ist nach 14 Tagen ausgehärtet, diese Zeit ist längst um, und im Fahrbetrieb hält der Anstrich auf den Federn tadellos, keine Risse, kein Abplatzen. Sehe keinen Grund, warum sich das ändern sollte, und wenn es an den Federn keine Probleme gibt, dann taugt der Anstrich anderswo am Fahrwerk allemal. Durch den hohen Owatrol-Anteil ist die Deckkraft von Hammerite allerdings herabgesetzt, und die Mischung ziemlich dünnflüssig. Habe dreimal gepinselt, damit die Schichtdicke nicht zu gering ausfällt. Kanten werde ich vielleicht mit Wachsspray nachbehandeln, obwohl es wahrscheinlich nicht nötig ist.
Soweit dazu. An den Querlenkern und den vorderen Stoßdämpfern blühte ebenfalls der Rost, und da habe ich noch was ausprobiert, das relativ schnell zu machen war: Erst den losen Rost mit Drahtbürste und Schmirgelleinen entfernt, dann Owatrol inkl. Graphitpulve drauf. Owatrol hatte ich ohnehin noch, Graphit-Pigmentpulver hatte ich Anfang Juni mal billig im Künstlerbedarf gekauft. Ohne Graphit sieht Owatrol wie Klarlack aus, bei handenrosteten Oberflächen also nicht allzu ansehnlich. Mit Graphitpulver ist die Optik schon mal deutlich besser, außerdem erhoffe ich mir vom Graphitpulver auch noch eine zusätzliche Rostschutzwirkung. Die Kombination Graphitpulver und Leinölfirnis (die Low-Cost-Version von Owatrol) war früher eine verbreitete Rostschutzfarbe ("Diamantfarbe"); mit dieser Farbe wurden auch Eisenbahnwagen vor Rost geschützt.
Stoßdämpfer und Querlenker sind mit Owatrol/Graphitpulver gestrichen, der Stabi mit Hammerite/Owatrol. Die vorderen Federn sind nächstes Jahr dran:
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Der graphitierte Querlenker als solcher:
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Hier sieht man am Stabi ganz gut die Oberflächenstruktur des Hammerite-Lackes. Die Stabigummis sind neu, die Querlenker habe ich zusätzlich mit einer Schicht Multi-Wax-Spray von Teroson geschützt, welches auch noch rumstand und langsam wegmusste... Ohne schützende Wachschicht würde Owatrol an so einer Stelle wohl allmählich abgewaschen:
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Mal im Querformat und von etwas weiter weg. Der Unterboden über dem Datum ist bereits mit einem Yachtlack/Owatrol-Mix gestrichen, jenseits der Bremsleitungen steht diese Arbeit auf der Fahrerseite noch aus:
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Auf der Beifahrerseite ist bereits 2x Yachtlack/Owatrol aufgetragen, damit der intakte Unteroden so bleibt, wie er ist. Die transparente Schutzschicht ist absolut beständig gegen Salzwasser (kann man von Bootslack jedenfalls erwarten), und der Unterboden ist schnell zu säubern und zu kontrollieren. Beim Bootslack handelt es sich um den Kunstharz-Yachtlack von Clou, den es in kleinen 0,25-l-Dosen auch in Baumärkten gibt. Der Yachtlack ist abriebfest und bietet sich wegen seiner KH-Basis zur Mischung mit Owatrol geradezu an:
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Kofferraum-Staufach auf der Fahrerseite mit Yachtlack/Owatrol:
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Wie gut diese Anstriche auf lange Sicht ist, lässt sich natürlich nur ahnen. Machen jedenfalls einen haltbaren Eindruck. Ein Pluspunkt von Hammerite/Owatrol und Yachtlack/Owatrol ist die sehr glatte, elastische Hochglanz-Oberfläche, die keinen Dreck festhält und auch noch edel aussieht. Über Hammerite pur will ich damit keine Aussagen treffen. Der Mix mit Owatrol soll die jeweiligen Nachteile der beiden Mittel aufheben, wie auch bei meiner Yachtlack/Owatrol-Empfehlung für den Unterboden und die Radkästen.
Hätte auch ebensogut meine Reste von Permafilm black aufbrauchen können oder die Stellen nach dem Entrosten mit Haftfett schützen können, das wäre in Hinblick auf Rostschutz auch o.k. gewesen. Eine Rolle hat auch gespielt, dass ich ohnehin das Owatrol mal aufbrauchen muss und dass es Hammerite im Laden in kleinen 250-ml-Dosen zu kaufen gibt, im Gegensatz etwa zu den Brantho-Korrux-Farben.
Sind also nur ein paar Möglichkeiten unter vielen, aber offenbar keine schlechten.
MfG, Hanseat [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/vanishcbrh.gif]