Tabu-Teile doch aus Edelstahl?

  • Moin moin!


    ich habe gestern mit einem Freund in Namibia telefoniert, der dort in Swakopmund lebt.
    Ich beschränke mich jetzt mal auf die rostrelevanten Teile unseres Gesprächs.


    Er besitzt diverse 4x4 und sagte, dass bei einer Tour mit Gästen in Wüste ihm ein Bremssattel abgerissen sei. Die Schrauben seien durchgerostet gewesen - Fahrzeugalter ist 5 Jahre.
    Nun muss man dazu sagen, dass dieses Swakopmund wahrscheinlich einer der korrosivsten Teil der Erde ist:
    Das Land ist staubtrocken, es besteht hauptsächlich aus Sand, Straßen werden aus einem Mix aus Sand und Meersalz hergestellt, von der Küste her hat es fast immer hohe Luftfeuchtigkeit und Hochnebel, Regen fast nie.


    Es überlegt nun daran, auch Bremsen und Fahrwerksteile mit Edelstahl festzuschrauben, was ja hierzulande als Todsünde gilt, weil zu spröde.


    Wie ist denn hier so die Meinung dazu?

  • Morjen,


    zur Verwendung von Edelstahlschrauben:


    1. sollte man tunlichst mit der Edelstahlschraube mindestens in die gleiche Festigkeitsklasse, wie die der Normalstahlschraube kommen.


    2. je nach konstruktiver Ausführung besteht die Gefahr, der Korrosion zwischen Edelstahl und der Umgebung. Es kommt zur elektrochemischen Kontaktkorrosion (Lokalelementbildung). Also zumindest auf eine elektrische Isolation zwischen den verschiedenen Materialien achten, soweit denn möglich.


    Gruß

  • 2. je nach konstruktiver Ausführung besteht die Gefahr, der Korrosion zwischen Edelstahl und der Umgebung. Es kommt zur elektrochemischen Kontaktkorrosion (Lokalelementbildung). Also zumindest auf eine elektrische Isolation zwischen den verschiedenen Materialien achten, soweit denn möglich.


    Richtig.


    Kann eventuell noch schlimmer werden, da das Salz im Zusammenhang mit der Luftfeuchtigkeit noch zusätzlich als Elektrolyt fungiert. Am Besten "normale" Schrauben rein und regelmäßige Kontrolle.


    Da gab es Geschichten in LPG-Foren über Gastanks, die mit Edelstahl-Schrauben in Audis A8 fixiert wurden - Winter vorbei und es gab Faustdicke Löcher in der Karosse wo einst Schrauben waren....


    Mfg,


    dugi117

  • Medwed: Edelstahl in vergleichbarer Festigkeit zu 10.9 gibt es nicht. Ich will aber auch zu bedenken geben, dass hier scheinbar bereits nach kurzer Zeit der Schaft der Schrauben dermaßen verrostet, dass die vorgegebene Stabilität wahrscheinlich schon nach einem Jahr nicht mehr gegeben ist. Man muss bei solchen Überlegungen immer miteinfließen lassen, dass es nicht alles an Schraubenmaterial in Afrika einfach zu kaufen gibt, Rostschutzmittel schon gar nicht. Autoreparaturen, die 100% OK sein müssen, muss man grundsätzlich zumindest selbst dabei sein, besser selbst schrauben. Bei einem Safariunternehmen fast ausgeschlossen.


    Bisher habe ich selbst Kontaktkorrosion nur in Verbindung Edelstahl-Alu feststellen können. An meinen Autos verwende ich so viel Edelstahl wie irgendwie geht, also nicht an Bremsen oder Fahrzeugteilen, wo bei den Schrauben Scheerkräfte auftreten können. Daher ja hier meine Frage, ob das irgendeiner wirklich kennt, oder ob es sich nur um theoretische Überlegungen handelt.

  • Medwed: Edelstahl in vergleichbarer Festigkeit zu 10.9 gibt es nicht. Ich will aber auch zu bedenken geben, dass hier scheinbar bereits nach kurzer Zeit der Schaft der Schrauben dermaßen verrostet, dass die vorgegebene Stabilität wahrscheinlich schon nach einem Jahr nicht mehr gegeben ist. Man muss bei solchen Überlegungen immer miteinfließen lassen, dass es nicht alles an Schraubenmaterial in Afrika einfach zu kaufen gibt, Rostschutzmittel schon gar nicht. Autoreparaturen, die 100% OK sein müssen, muss man grundsätzlich zumindest selbst dabei sein, besser selbst schrauben. Bei einem Safariunternehmen fast ausgeschlossen.


    Bisher habe ich selbst Kontaktkorrosion nur in Verbindung Edelstahl-Alu feststellen können. An meinen Autos verwende ich so viel Edelstahl wie irgendwie geht, also nicht an Bremsen oder Fahrzeugteilen, wo bei den Schrauben Scheerkräfte auftreten können. Daher ja hier meine Frage, ob das irgendeiner wirklich kennt, oder ob es sich nur um theoretische Überlegungen handelt.



    Hallo,


    Kontaktkorrosion[b]


    habe ich schon bei eiigen Projekten gefunden, So z.B. in Soleschwimmbädern-also schön warm + viel Salz was also den Küstenedingungen in Afrika durchaus entsprechen könnte.


    Festigkeitsklassen sind nicht ohne Grund vorgeschrieben, wobei die Herrn Kostruteure gern 100 % Sicherheitsaufschlag nehmen.


    Gruß

  • Versteh mich recht, ich würde hierzulande auch nicht auf die Idee mit Edelstahlschrauben an der Bremse kommen.
    Ich habe ja nichtmals Edelstahl Radmuttern :D
    Allerdings lasse ich mir jetzt mal Edelstahl-Bremskolben drehen.
    Nissan Original ist VIEL zu teuer und die Nachbaudinger rosten genauso schnell wie sich Bremsbeläge abnutzen.

  • Übrigens stimmt es auch nicht, daß Edelstahl rostfrei sein muß oder besonders korrosionsfest ist. Die offizielle Bezeichung "Edelstahl" bezieht sich nur auf dessen Zusammensetzung und NICHT auf Korrosionsfestigkeit.


    Im Sprachgebrauch werden aber gerne die Begriffe Edelstahl und rostfreier Stahl gleichgesetzt.


    Ich habe auch in anderen Foren gelesen, daß es bei Autos Probleme mit dem Einsatz von Edelstahlschrauben geben kann, nämlich genau die beschriebenen (beschleunigte Korrosion um dieselben herum).

  • Ich vermute das die Schrauben nicht Feuerverzinkt waren sondern lediglich galvanisch verzinkt und gelb passiviert. Wenn überhaupt.


    Man könnte die Schrauben hier nachkaufen und dann feuerverzinken lassen. Die müssen Trommelverzinkt werden, das ist ein verzinken für Normteile die nacher noch maßhaltig sein müssen. Die werden Feuerverzinkt und dann geschleudert so das die äussere dicke Zinkschicht sich löst. Übrig bleibt dann die legierte Schicht aus dem Schraubenmaterial und dem Zink die durch die Wärme entstanden ist. Die Festigkeit der Teile bleibt erhalten und der Rostschutz ist etwa auf dem Niveau der Feuerverzinkung.
    Solche Schrauben sind bei den Italienern Standard, die dreht man nach 20 Jahren ohne Anstrengung raus und die sehen aus wie gerade neu gekauft. Lediglich die Köpfe sind dabei rostig.


    Wenn man dann auf die gesamte Verbindungsstelle Korrosionsschutz in Form von Grundierung oder was auch immer da unten Verfügbar ist macht, dann sollte auch keine Feuchtigkeit oder Salz unter die Schraube ziehen.


    Das Schrauben besorgen und verzinken müsstest du dann wohl anleiern und ihm die schicken. In Hannover ist eine Firma die das auch für Privatkunden macht.


    http://www.feuerverzinken.com/…kung-hannover-gmbh-co-kg/


    Direkt bei Feuerverzinken.com kannst du auch Verzinkereien in deiner Nähe suchen. Ich hatte bei denen in Hannover mal angerufen und und das läuft ganz unspektakulär. Eben hinfahren und Teile abgeben und das wars. Hinschicken mit der Post geht auch. Musste mal anrufen bei einer Verzinkerei in der Nähe.


    Galvanisch verzinken würd ich nur im Notfall machen. Hab letztes Jahr Teile Sandgestrahlt und dann zum verzinken gebracht. Die lösen nochmals Rost auf mit einer Beize. Dann wurde blau verzinkt, also so ganz normal. Anschliessend gelb chromiert, also passiviert.
    Da sind jetzt schon wieder Teile am rosten, obwohl die trocken in der Halle stehen. Man sieht das es direkt vom Material her rostet, die Oberfläche ist durch die Beize halt sauer, und Säure macht Rost.

  • Galvanisch verzinken würd ich nur im Notfall machen. Hab letztes Jahr Teile Sandgestrahlt und dann zum verzinken gebracht. Die lösen nochmals Rost auf mit einer Beize. Dann wurde blau verzinkt, also so ganz normal. Anschliessend gelb chromiert, also passiviert.
    Da sind jetzt schon wieder Teile am rosten, obwohl die trocken in der Halle stehen. Man sieht das es direkt vom Material her rostet, die Oberfläche ist durch die Beize halt sauer, und Säure macht Rost.


    ich glaube eher die Jungs haben nach dem beizen nicht ordentlich gespült! Was soll denn sonst sauer sein an der Stahloberfläche? Oder das Zinkbad hatte ne Macke. Und wenn man den Strom anschaltet wird es direkt am Stahl eher neutral.


    Wenn die Galvanikwerkstatt ihren Job gut macht, dann ist Zink galvanisch ne gute Sache. Ein Knackpunkt ist auch die nachfolgende Behandlung (Blauchromatieren, Gelbchromatieren, Chromitieren, etc.). Ohne diese Nachbehandlung ist der Korrosionsschutz nur halb so gut.



    Im Prinzip ist Zink galvanisch ne feine Sache-so werden auch die Karosseriebleche verzinkt-nur die Schichtdicken sind im Vergleich zum Feuerverzinken viel kleiner. Dafür ist die Oberflächenqualität viel besser.


    Gruß

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