Owatrol: überwiegend aus Lösungsmitteln, ein Viertel aus Leinölfirnis

  • Hallo,


    neulich hatte ich in anderem Zusammenhang verschiedene Datenblätter von Owatrol-Produkten rausgekramt. Die Sicherheitsdatenblätter sind auf Englisch. Man erfährt dabei Aufschlussreiches über die Zusammensetzung von Owatrol-Öl:


    Zitat


    Damit wären mindestens 76 Prozent der Owatrol-Inhaltsstoffe aufgeschlüsselt. Weil für die deklarierten Stoffe aber nur ein Mindestgehalt angegeben ist, bleibt offen, ob es überhaupt noch weitere Inhaltsstoffe gibt. Ebenso ist möglich, dass der tatsächliche Anteil an Naphtha und / oder Leinölfirnis die Mindestangaben im Datenblatt so weit übersteigt, dass unterm Strich 100 Prozent dabei herauskommen. Beispiel: 65 Prozent Naphtha, 34,9 Prozent Leinöl und 0,1 Prozent Trockenmittel.


    24 Prozent bleiben also spekulativ. Gesichert aber besteht Owatrol zu mehr als der Hälfte aus billigen petrochemischen Lösungsmitteln und zum kleineren Teil aus Leinölfirnis, der auch nicht gerade teuer ist. Dazu ist zu sagen, dass Owatrol-Öl üblicherweise 20 bis 25 Euro pro Literdose kostet.


    Das sieht nach einem ähnlichen Fall wie bei Mike Sanders Korrosionsschutzfett und PX-11 aus. Ein Liter Leinölfirnis für 5,99 Euro und ein Liter Terpentinersatz (Testbenzin) für 4,99 Euro, wären wir bei zwei Litern Halböl für knapp 11 Euro, bei höherem Leinöl-Anteil.


    MfG, Hanseat [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/vanishcbrh.gif]

  • Zitat von Marvin


    meinst du das man sich das dann auch selbst mischen kann?


    Hallo Marvin,


    das Mischen an sich funktioniert. Dazu gibt´s Terpentinersatz schließlich. Sagt auch der Anbieter der Firnis: "Leinoelfirnis kann bis 1:1 mit Terpentin-Ersatz verdünnt werden => ". Jemand aus einem anderen Forum schlug Nitroverdünnung statt Terpentinersatz vor, und soweit ich Nitroverdünnung kenne, sollte es auch damit funktionieren.


    Mit Terpentinersatz oder Nitroverdünnung gleicht man Leinölfirnis, der normalerweise etwas dickflüssig ist, der niedrigen Viskosität des Owatrol-Öls an. Damit hätte man ein Halböl, welches zu 3/4 der Owatrol-Zusammensetzung im Datenblatt entspricht.


    Zu den Eigenschaften und zur Verwendung: Außer bei der Nutzung im Holzschutz taugt Leinölfirnis als überlackierbarer Roststopper und kurz- bist mittelfristiger Rostschutz. Für den Langzeitschutz muss er mit etwas Dauerhafterem überarbeitet werden. Oder es muss nachgepinselt werden. Und das Gleiche gilt auch für Owatrol-Öl.


    Zum Kern der Sache:
    Soll man wirklich glauben, dass in Owatrol-Öl außer Lösungsmitteln, Leinöl und Sikkativen noch irgendwas Tolles und Unverzichtbares drin ist, das den vierfachen Preis gegenüber selbstgemischtem Halböl rechtfertigt? Ich glaube es mittlerweile nicht mehr.


    Die Zweifel haben andere auch schon angemeldet:


    Zitat

    Das Owatrol beim Grundieren von Holz irgendwelche Vorteile gegenüber einem gewöhnlichen Halböl auf Leinölbasis bietet, hat sich mir bei ersten oberflächlichen Tests noch nicht erschlossen. Vielleicht entdecke ich ja noch das Wunder von Owatrol ;)
    (...)
    Daneben kann Owatrol noch einiges: Man kann es auf rostige Teile streichen, die konserviert werden. Und das recht gut, weil es tief in den Rost einzieht. Darauf kann man dann einen Decklack streichen. Natürlich sollte loser Rost trotzdem entfernt werden. Übrigens: Auch ein Leinöl-Firnis oder ein daraus hergestelltes Halböl kann das gut. - Quelle: reintechnisch.de


    Im Juli 2009 schreib ein anderer Teilnehmer im W124-Forum:

    Zitat

    Mir würde niemals einfallen das teuere Owatrol zu kaufen. (...) Da kannst du genauso gut auch Leinölfirnis (mit Sikkativen)
    nehmen und mit Waschbenzin (aus der Apotheke) oder mit Terpentin oder mit billigem Bremsenreiniger verdünnen.- ([url=http://forum.mb124.de/read.php?1,547565,547762#msg-547762]Quelle[/url])


    Mein Kauf von Owatrol-Öl liegt schon etliche Jahre zurück, den Preis fand ich bereits damals happig. Ich habe es fast nie pur benutzt, sondern vorwiegend, um Kunstharzfarben mehr Elastizität zu verleihen, etwa dem Hammerite-Metallschutzlack. Für den Zweck ist Owatrol-Öl gut geeignet. Ob selbstgemischtes Halböl diesen Zweck auch erfüllt, käme auf einen Versuch an.


    MfG, Hanseat [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/vanishcbrh.gif]

  • Der Versuch kommt ja bald. Dazu wird es ein Testblech geben mit Owatrol und Leinölfirniss als Grundierung und Alpina Metallschutzlack als Deckbeschichtung. Das sollte sich gut vertragen.
    Bin momentan nur etwas zeitlos.
    Die Testbleche sind nun alle fertig vorgerostet und vorgebohrt.
    Schneiden und Vernieten steht als Nächstes an.


    Eine Sache finde ich beim Owatrol aber immer noch sehr gut: die Anwendung aus der Spraydose.
    Man könnte die Eigenmischung zwar auch aus einem Handsprüher verwenden, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Faulheit des Menschen unantastbar ist. :D
    Und ich finde es halt extrem praktisch, beim Autoschrauben mal eben schnell auf eine angerostete Stelle etwas Owatrol zu geben.
    Inzwischen benutze ich das Zeug sogar als Schrauben-Sicherung.:rolleyes:

  • Und ist nach 6 Jahren ein Ergebnis herausgekommen! Sollte wohl genug Zeit gewesen sein um etwas zu erkennen und die hier gestellte Aussage zu bekräftigen!


    Um ein Halböl zu bekommen mischt man "Firnis" mit "Balsam Terpentin"


    Terpentin Ersatz ist hierzu nur bedingt geeignet da die Qualität des Halböls stark darunter leidet aber verdünnen kann man ihn damit!
    Nitroverdünnung dafür zu verwenden ist aber so leid es mit tut dezenter Schwachsinn genauso wie Benzin, Petroleum oder Bremsenreiniger! :thumbdown:


    Owatrol hat absolut seine Berechtigung! Es ist ein sogenanntes Kriech- oder Penetrieröl und schafft es selbst 10cm und dickere Holzbalken zu durchdringen und das zusätzlich zu seinen rostschützenden und konservierenden Eigenschaften!


    Würde mich interessieren ob das Ihr Halböl nach 6 Jahren auch geschafft hat

  • Nun, die grundlegende Rost-Renovierung meines Patrols ist 6 Jahre her.
    Der Unterboden und Co wurden sandgestrahlt, dann mit leinölfirniss + Terpentinersatz grundiert, es folgten 2 Schichten Brantho 3in1, die erste in weiss, die zweite in Eisenglimmer-Grün.
    Endbeschichtung (mit ständiger Ausbesserung): Hohlraumversiegelung und anschließend Wachs-UBS.


    Der Unterboden ist aktuell zu 100% OK (wird ja auch ständig ausgebessert)
    ein paar Nähte, die garantiert schon vorher unbemerkt rostig waren, sind aufgedunsen und wurden zwischenzeitlich aufgekratzt und mit Leinölfirniss behandelt. meistens Decklack Brantho, zuletzt auch mal Hammerite+Leinölfirniss.

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