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Vorwort:
Chemische Entrostung ist fast ausschließlich für gut zugängliche Flächen oder für Kleinteile geeignet. Da die chem. Entrostung immer auf Säuren oder Laugen beruht, ist die Entfernung von Resten des Entrosters extrem wichtig, da ansonsten durch Säure/Laugen-Reste die Korrosion wieder verstärkt weitergeht. Falzen, unzugängliche Ecken, Hohlräume und alles, was nicht gründlich gespült werden kann, sollten daher tabu sein.
Bei allen Entrostungen hier ist Wärme ein Beschleunigungsfaktor.
Durch die Säure wird die Metalloberfläche im mikroskopischen Bereich aufgerauht. Es findet wieder eine sofortige Oxidation nach der Behandlung statt. Das Metall ist daher umgehend nach der Entrostung zu beschichten. Man sollte sich jedoch im Klaren sein, dass die Metalloberfläche, das Kristallgitter des Metalls (auf molekularer Ebene) gestört wird. Nach Entfernung der Beschichtung kann man mit einem verstärkten Rosten rechnen. Bei jeder Behandlung mit Säure ist die Oberfläche wieder mit sehr viel Wasser, besser mit einer Lauge (Amoniaklösung, Waschmittel geht auch irgendwie) zu neutralisieren, bzw. umgekehrt bei Entrostung durch Laugen. Bei jedem Umgang mit Säuren/Laugen Augenkontakt unbedingt vermeiden. Werkraum gut belüften.
Alle Säuren und Laugen sind in heißem Zustand wesentlich reaktiver als in kaltem. Die Herstellung mancher Säuren oder Laugen aus Pulver ist in heißem Zustand aber nicht unbedingt sinnvoll.
Dieser Artikel wird ständig aktualisiert, Erfahrungen eingetragen und Fehler korrigiert.
Haushaltsreiniger gegen Kalk: z.B. "Cillit Bang - Kalk und Schmutz". Alle diese Reiniger gegen Kalk basieren auf Säure und wirken somit auch gegen Rost.
Vorteile: überall verfügbar, oft sogar im Haushalt vorhanden, ökologisch zumindest "kontrolliert", gesundheitlich nicht kritisch (solange die Anleitung gelesen wird)
Nachteile: gegenüber den reinen Säuren teurer, rel. langsam
Zitronensäure: Zitronensäure gibt es als Pulver für kleines Geld (5 kg ca 15 Euro incl. Versand, teurer auch bei Schlecker erhältlich, außerdem in vielen Entkalkern und Reinigern enthalten). Die Konzentration der Säure kann daher weitgehend selbst bestimmt werden. Da Zitronensäure sehr langsam wirkt, sollte die Konzentration so hoch wie möglich gehalten werden. Also in kaltes Wasser solange Pulver einrühren, wie es sich löst. Nicht in heißes Wasser einrühren. Die Entrostung dauert seine Zeit und beim Abkühlen würde die Säure wieder kristallisieren.
Neutralisieren der Säure nach erfolgter Entrostung mit Waschmittel (also irgendeiner schwach alkalischen Flüssigkeit) ist bei allen Säuren notwendig.
Der Rost wird vom Metall gelöst. Es bildet sich u.A. Citrat (Zironensäure - Salz) und Wasserstoff. Das Citrat muss ggf. mechnisch vom Eisen entfernt werden.
Vorteile: ökologisch unbedenklich, günstig, schneller als Essigsäure
Nachteile: sehr langwierig
Essigsäure: Essigsäure gibt es als Flüssigkeit in einer Konzentration bis zu 60%. Der Preis ist mit 20 Euro/10 Liter sehr günstig. Ist unter dem Namen ESSIG ESSENZ auch im Lebensmittelregal zu finden, hat dann aber nur ca. 20%. Die Anwendung ist identisch mit der Zitronensäure. Es bildet sich kein Salz auf dem entrosteten Metall
Vorteile: ökologisch unbedenklich, günstig
Nachteile: extrem langwierig
Cola: ein altes Hausmittel. Beruht auf einem Anteil von Phosphorsäure in der Cola. Unterstützt wird die Entrostung hier auch durch die Zucker und deren Oxidationsprodukte (Angabe der Uni Regensburg)
Vorteile: ökologisch wirklich ganz ungedenklich, sehr günstig, überall erhältlich
Nachteile: extrem langwierig, für dickeren Rost eher ungeeignet.
Oxalsäure/Kleesalz: Hier verlassen wir die ökölogisch unbedenklichen Stoffe. Es ist von höherer Agressivität und sollte zumindest mit Schutzbrille benutzt werden. Eine gründliche Neutralisierung ist notwenig. Ein Kilo kostet etwa 6 Euro. Es sollten 50 Gramm in einem Liter Wasser gelöst werden.
Vorteile: in warmem Zustand recht schnell, günstig
Nachteile: Gering Gesundheitsschädlich, Augenkontakt unbedingt vermeiden
Phosporsäure: Phosphorsäure ist ebenfalls eine Flüssigkeit und in einer Konzentration von ca 80% erhältlich. Der Preis liegt bei 6 Euro/1 Liter. Phosphorsäure sollte zur Anwendung verdünnt werden so dass eine 15-20% ige Lösung zur Entrostung entsteht.
Die Funktionsweise ist gering unterschiedlich von den anderen Säuren. Bei der chem. Reaktion entsteht Eisen-Phosphat, welches als zusätzliche Rostschutzschicht dient (dunkle Schicht auf dem Metall). Aber Vorsicht: diese Schicht sollte unbedingt den gesammten Rost durchdringen, sonst wird ein späteres Weiterrosten begünstigt. Phosphorsäure ist in bekannten Mitteln wie Fertan enthalten (wenn auch nur gering) sowie in vielen anderen Rostumwandlern.
Vorteile: In konzentrierter Form EXTREM SCHNELL (es sprudelt richtig) Eine Schutzschicht wird automatisch erzeugt, wirkt schneller als Zitronensäure und Essigsäure.
Nachteile: extrem ungeeignet für Falzen. Ergebnis der Entrostung nicht gut kontrollierbar, da sich eine Schicht bildet. Greift gesundes Metall an, bildet eine rauhe Oberfläche (die dann aber wieder gut für nachfolgende Beschichtung ist), Außer der Ätzwirkung nicht gesundheitsschädlich (wird als Konservierungsmittel eingesetzt), Augenkontakt unbedingt vermeiden
Natronlauge: Flüssig und als Pulver erhältlich. 5 kg Pulver für 15 Euro, 10 Liter (20%) für 25 Euro. Alkalisch.
Vorteile: entrostet, entfettet, entkalkt, entfernt farbe.
Ab 20% aufwärts funktioniert es hervorragend. Man spart aufwändiges Entfetten, Entlacken und Bürsten, was bei anderen Mitteln nötig ist.
Nachteil: im Vergleich zur dickflüssigen Phosphosäure, die ggf aufgepinselt werden kann, sollten die Teile hier getaucht werden.
Salzsäure: (nun auch mit eigener Erfahrung) Salzsäure ist überraschenderweise frei in Ebay erhältlich, 10 Liter 33% für 25 Euro. bei der chemischen Reaktion entstehen chlorhaltige ätzenden Dämpfe, daher unbedingt an einem gut belüfteten Ort arbeiten. Immer einen Eimer mit Seifenlauge in die Nähe stellen, um Hautkontakte (die kurzzeitig nicht weiter tragisch sind, außer in den Augen) zu neutralisieren.
Gegen Rost wirkt Salzsäure sehr schnell. Wie aber auch bei der Phosphorsäure wird hier gesundes Metall angegriffen, der Rost aber erheblich schneller. Bei der Behandlung mit Salzsäure das Werkstück also ständig kontrollieren (dafür entsprechende Handschuhe tragen). Danach sehr gründlich mit Lauge neutralisieren und nach Trocknung sofort beschichten.
Im industriellen Einsatz werden hier "Metallschutz-Inhibitoren" eingesetzt, die verhindern sollen, dass die Säure das gesunde Metall angreift. Einer dieser möglichen Inhibitoren ist Harnstoff (laut Chemiker-Forum). Es soll direkt in die Säure gegeben werden. AD-BLUE ist eine 30%-harnstoffhaltige Lösung, die es an vielen Tankstellen gibt.
(Anmerkung Sep 2011: AdBlue funktioniert im Zusammenhang mit Phosphorsäure NICHT)
Korantin BH ist ein weiterer Inhibitor (Bezugsmöglichkeit unbekannt)
Vorteile: sehr schnell, mit Inhibitoren für gesundes Metall unschädlich (ohne Erfahrung)
Nachteile: gesundheitsschädlich, umweltschädlich, Kristallgitter des Metalls wird oberflächlich gründlich zerstört, Kohlenstoff wird dem Metall entzogen, dadurch Änderung der Festigkeit. Nur kurzzeitig einsetzen!
Schwefelsäure/Batteriesäure: ohne eigene Erfahrung
#################### fertige Produktmixe ####################
Fertan: der Klassiker zum Entrosten, tanninhaltig, geringfügig Phosphorsäure enthalten. Tannin löst Rost auf, mit Zinkzusätzen und Phosphorsäure wird eine sehr dünne Zink-Phosphatierung erzeugt.
Sehr hochpreisiges Produkt, 20 Euro/Liter. Es ist eine vergleichsweise dickflüssige Flüssigkeit und muss unbedingt nach der Anwendung gründlich entfernt werden, wie alles hier. Da Fertan beim Trocknen eine rel. feste Schicht bildet (es darf auf keinen Fall während der chemischen Reaktion trocknen) , ist ein Abbürsten oft notwendig, daher "meiner Meinung nach" für Falze, Überlappungen und Hohlräume ungeeignet (es gibt auch von Spezialisten andere Meinungen).
Kein spezielles Mittel zum Neutralisieren notwendig, Wasser reicht.
Vorteile: bekanntes Mittel, zu dem es sehr viele Infos im Netz gibt. Wirkungsweise ist bekannt.
Nachteile: sehr teuer, aufwändige Nachbearbeitung.
Primax, Ferrucid und Verwandte: Unter diesen (und anderen) Namen gibt es in Ebay eine ganze Reihe von Entrostern und Rostumwandlern. Gemeinsam ist diesen, dass Phosphorsäure der wichtigste Inhaltsstoff ist, und dass sie keinen dicken "Schutzfilm aus umgewandeltem Rost" hinterlassen.
Das Produkt PRIMAX scheint auch einen Inhibitor zu enthalten, der "gesundes" Metall vor Säureeinwirkung schützt.
Eigentlich sind es eher Rostentferner als Rostumwandler. Das Preis-Leistungsverhältnis ist mit 5 Litern für teilweise 8 Euro sehr gut. Die Mittel sind für Teile, die komplett getaucht und dann gereinigt werden können, sehr gut geeignet. Dicker Schalenrost, Fett, Lack muss natürlich vorher ab, eine rasche Folgebeschichtung ist zwingend erforderlich.
Vorteile: In konzentrierter Form sehr schnell. Eine Schutzschicht nur aus Eisenphosphat wird automatisch erzeugt, keine dicke Umwandlungsschicht.
Nachteile: extrem ungeeignet für Falzen. Auch hier Augenkontakt unbedingt vermeiden
Gelartige Rostumwandler: Für senkrechte Flächen oder nur einfach Teile, die nicht komplett in einen Eimer passen, werden gelartige Entroster (z.B. Hammerite) angeboten. Ich habe versuchsweise obigen Primax-Entroster mit Tapetenkleister angerührt. Und siehe da, es klappt
Fortsetzung sollte folgen!